Geschichte der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart Hans-Heino Ewers/Ernst Seibert

Literaturangaben

Quelle: www.rezensionen.at - Reinhard Ehgartner

23 Aufsätze, die mosaikartig die Kinder- und Jugendliteratur Österreichs der letzten 200 Jahre umreissen. (PL)

Sie kennen sicher diese alten Stiche von Landkarten aus der Zeit der großen Entdeckungsfahrten. Der Traum vom Vorstoß in noch unerforschte Erdteile ging einher mit dem Wunsch, das Neue und noch Unbekannte auszumessen, einzuordnen und für unsere Vorstellungen zugänglich zu machen. So entstanden die ersten Landkarten - bisweilen noch perspektivisch verschoben, in einzelnen Bereichen erstaunlich detailgetreu, dazwischen noch voller weißer Flecken.
Es gibt auch heute noch weitgehend unbekannte Welten zu entdecken - eine Pionierlandkarte über die Geschichte österreichischer Kinder- und Jugendliteratur ist jüngst erschienen.
Mit dem vorliegenden Band wurde der Versuch unternommen, zwei Jahrhunderte österreichischer Kinder- und Jugendliteratur darzustellen. Gleich vorweg: Es liegt hier keine Literaturgeschichte vor, die aus einem zentralen literaturtheoretischen oder weltanschaulichen Ansatz heraus Einzelaspekte und Entwicklungslinien herausarbeitet. Es handelt sich vielmehr um eine dieser frühen Karten, die ihr Wissen noch aus den Beobachtungen von einzelnen Unentwegten bezieht, die sich schon früher interessiert in dieses Forschungsgebiet vorgewagt haben. Die Geschichte österreichischer Kinder- und Jugendliteratur ist also nicht als geschlossenes Bild entworfen, sondern zeigt seine ersten Konturen aus der Zusammenschau vieler kleiner Bilder, die mit unterschiedlichen Darstellungsformen arbeiten. 23 Aufsätze sind es, die die Zeit von der frühen Aufklärung bis in die Gegenwart in den Blick nehmen, und dabei auch die zugehörigen oder angrenzenden Bereiche des Kindertheaters und der Buchillustration mit einbeziehen. Jeder Aufsatz hat seine eigenen Formen und Mittel - vom sachlichen Ton bis zur pointierten Rhetorik, von der einfachen Darstellung bis hin zu komplexer Argumentation.
Ziel dieser Landkarte kann es nur sein, weitere Interessierte in dieses Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur zu locken. Die ersten Vermessungspflöcke sind eingeschlagen - man kann nun also darangehen, über ihre Richtigkeit und Exaktheit zu streiten, weitere Gesichtspunkte mit einzubringen und die dazwischenliegenden weißen Flecken näher zu erforschen.
Allen an Kinder- und Jugendliteratur Interessierten mit gewissen Vorkenntnissen im literaturgeschichtlichen Bereich ist dieser von Hans-Heino Ewers und Ernst Seibert herausgegebene Band nachdrücklich zu empfehlen.