˜Derœ Deich der Witwen eine Frau in der Hölle der Roten Khmer Denise Affonço. Mit einem Nachw. von David Chandler. Aus dem Franz. von Judith Klein

Quelle: www.rezensionen.at - Martina Stiegler

Eine Überlebende berichtet. (BO)

Als Anfang 1975 die kommunistischen Roten Khmer in Kambodscha einmarschieren und die Macht an sich reißen, verzichtet die französische Staatsbürgerin Denise Affonço in der Hoffnung auf Normalisierung auf die Ausreise. Ein fataler Fehler - in den nächsten Jahren erlebt sie die "brutalste und radikalste Umstrukturierung, die je eine Gesellschaft versucht hatte" und die mit Hilfe einer unbarmherzigen Selektion dazu dienen sollte, eine neue, reine Nation zu errichten, eine gigantische landwirtschaftliche Genossenschaft. Abgeschnitten vom Rest der Welt, wird die Autorin immer tiefer in die Hölle der Zwangsarbeit, Entbehrung und Krankheit getrieben, bis nur noch der Magen und das Überleben zählen. Erst vier Jahre später haben ihre seelischen und körperlichen Qualen dank der Befreiung durch die vietnamesische Armee ein Ende.
Knapp 30 Jahre später dokumentiert sie ihre schmerzvollen Erinnerungen, um zu verhindern, dass dieses Kapitel der Geschichte Kambodschas in Vergessenheit gerät. In einem klaren und flüssigen Stil schildert sie ihr Martyrium, schämt sich nicht, sich selbst Vorwürfe zu machen und ihre gegensätzlichen Gefühle zu beschreiben. Auf politische Kommentare verzichtet sie bewusst. Das Buch sticht aus der Reihe der Erlebnisberichte durch seine Objektivität und seine Bedeutung als Zeugnis der jüngeren kambodschanischen Geschichte heraus.