Irgendwo am Rande der Nacht Werner J. Egli

Quelle: www.rezensionen.at - Anita Ruckerbauer

Eine Freundschaft im Dunstkreis rechtsextremistischer Anschauungen. (ab 13) (JE)

Mike ist ein Einzelgänger, ohne richtige Familie, ohne Freunde. Nur bei seinem Chef ist er sehr beliebt. Da lernt Mike Harry kennen. Harry wirkt selbstsicher und cool. Aber er hat auch seine dunklen Seiten. Er ist rücksichtslos und gewaltbereit. Und er hasst die illegalen Einwanderer, die aus dem Osten in ihr "schönes Land" kommen. Eines Nachts stoßen Harry und Mike auf Boris und Irina, ein russisches Flüchtlingspärchen, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Boris wird von Harry angeschossen. Um Irina zu schützen, wendet sich Mike gegen den Freund. Der kommt mit Gesinnungsgenossen zurück. Bei einer neuerlichen Schießerei wird Boris endgültig getötet, Mike und Irina können entkommen und beschließen, nach Russland zu gehen.
Egli greift in seinen Geschichten oft das Thema Gewalt in allen seinen Facetten auf. Diesmal geht es um braunes Gedankengut. Die Neonaziszene an sich kommt dabei nicht wirklich vor, ihr einziger Vertreter ist Harry. Obwohl Mike von dem neuen Freund anfangs fasziniert ist, kommt er doch nie in Gefahr, auch dessen Weltanschauung zu übernehmen. Er ist zu Beginn lediglich ein relativ unkritischer Beobachter, doch dann entscheidet er sich für die Menschlichkeit, auch wenn ihn das selbst in große Gefahr bringt. Bei der Figur des Boris hat Egli offensichtlich versucht, die Geschichte etwas zu entschärfen. Er ist nämlich nicht Irinas Freund, sondern ihr Zuhälter, der sie selbst dann noch misshandelt, als er bereits angeschossen und auf ihre Hilfe angewiesen ist. Die Ermordung eines solchen Unmenschen durch die Neonazis nimmt man dann vielleicht doch nicht so tragisch. Ansonsten ist es eine engagierte und auch spannende Geschichte und Jugendlichen ab 13 Jahren zu empfehlen.