Unterwegs im Namen des Herrn Thomas Glavinic
Material type: TextPublisher number: Best.-Nr.: 505/23739Language: German Publisher: München Hanser 2011Description: 206 S. Kt. 21 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- 9783446237391
- 830 B 22sdnb
Item type | Current library | Collection | Call number | Status | Date due | Barcode | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Belletristik | DR GLA (Browse shelf(Opens below)) | Available | 10112939 |
Quelle: www.rezensionen.at - Wolfgang Moser
Bissig-böse Urteile über die Mitreisenden einer Pilgergruppe an den Marienwallfahrtsort Medjugorje und die Einheimischen. (BO)
Zusammen mit seinem Freund Ingo unternimmt der bekennend nicht-religiöse Autor eine Pilgerreise nach Medjugorje, an jenen herzegowinischen Ort, an dem seit 30 Jahren innerkirchlich sehr umstrittene Marienerscheinungen stattfinden. Zwar beteuert er immer wieder, dass er gläubige Menschen um den Trost, den sie aus dem Glauben ziehen, beneidet, dennoch sind ihm und Ingo funktionierender Handy-Empfang und vor allem die reichliche Konsumation alkoholischer Getränke wichtiger als die Teilnahme an Gebeten, Andachten und Messen. Im Dusel von Schnaps, Medikamenten und einer aufkommenden Angina verlassen die beiden die Pilgergruppe, lassen sich von Glavinics Vater nach Split bringen, wo sie ein Mafiaboss zu einer orgiastischen Party einlädt, besser: zur Teilnahme an den Lustbarkeiten richtiggehend nötigt. Die klamaukhafte Reise endet nach einem turbulenten Flug wieder am Ausgangspunkt Wien.
Mit seinem literarisch bearbeiteten Reisebericht macht es sich Thomas Glavinic leicht, ja eigentlich viel zu einfach: Ohne sich vorzubereiten, was sie im Wallfahrtsort erwarte, ohne an religiösen Aktivitäten teilzunehmen oder sich zumindest dafür zu interessieren, wagt er Urteile nicht nur über Pilger und ihren Glauben, sondern überzieht Land und Leute mit bissigem Spott. Zwischen sich und den mit abschätzigen Namen bezeichneten Mitreisenden baut er sprachliche Distanz auf, indem er mit Ingo eine stark bundesdeutsch beeinflusste Sprache verwendet (Tresen, Kneipe, mal, …) und die gläubigen Pilger durch direkte Rede im Dialekt provinziell wirken lässt.
Der Reisebericht ist dennoch stellenweise inhaltlich und sprachlich recht witzig, insgesamt entlarvt er sich als verächtlicher Rundumschlag eines gestressten Misanthropen.
There are no comments on this title.