Haus der Kindheit Roman
Mitgutsch, Anna 1948-
Haus der Kindheit Roman Anna Mitgutsch - 332 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at -
Lebenslange Heimkehr
Heimkehr, die ein Leben dauert. Lange braucht dieser Roman, bis Max, der als jüdisches Kind aus seinem Vaterland Österreich fliehen musste, sich wieder zurückbegibt, ins Haus seiner Träume, seiner Kindheit. Als ob er wüsste, dass die Wirklichkeit anders aussieht als die Erinnerung, dass nicht alle darauf warten, ihn willkommen zu heißen.
Nein, willkommen ist er keineswegs, als er das erste Mal "nach Hause" kommt und feststellt, dass die Täter von damals bzw. ihre Nachkommen in seinem Haus "zu Hause" sind und er selbst bestenfalls einen Teil des Hauses wird bewohnen können. Da geht er lieber wieder nach Amerika zurück. Jahre später ein zweiter Versuch. Das Haus gehört inzwischen ihm. Da hält es ihn länger, er knüpft Beziehungen zur Israelitischen Kultusgemeinde, forscht über die Geschichte der Juden in dieser Kleinstadt nach und stellt fest: nicht erst in diesem Jahrhundert hat es Verfolgungen gegeben, nein, sie ziehen sich durch die Geschichte, eine Geschichte, die Max niederschreibt. Aber zu Hause? Zu Hause ist er nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er seine wahre Liebe zu spät erkennt. Was bleibt ihm übrig, als doch wieder hinüber zu gehen, übers Meer?
Anna Mitgutsch hat den richtigen Ton gefunden für dieses heikle Sujet, Themen wie Heimat und Fremde, Zugehörigkeiten unterschiedlichster Art zum Judentum, Enteignung und Rückgabe von jüdischem Eigentum, Sehnsucht nach der Kindheit - nach einer heilen Welt ... auf diesem glatten Parkett rutscht sie nicht aus. Und schreibt den Roman so, wie Max' "Heimkehr" verläuft: zögerlich, kreisend, mit langem Anlauf ...
Das Haus wird zum konkreten Bild für das, was Heimat, Behausung bedeutet - und was Enteignung: Es ist das Ausstoßen in die Unbehaustheit. Diese Grundthemen ihres Romans spricht Mitgutsch schon auf der ersten Seite an. Die Autorin, die sich selbst als keinen sesshaften Menschen bezeichnet, kennt die Welten, von denen sie schreibt, die Großstädte Amerikas ebenso wie die oberösterreichische Kleinstadt, das Judentum, zu dem sie übergetreten ist, ebenso wie den Katholizismus, in dem sie aufgewachsen ist. Alle ihre Bücher sind Versuche, das Anderssein verstehen zu wollen. Dieses hier ein besonders gelungener.
Brigitte Schwens-Harrant
*Sz*
2/2000
9783630870649 Pp. : DM 39.80, EUR 20.35 3630870643 Pp. : DM 39.80, EUR 20.35
00,A29,1669 dnb
95868233X DE-101
Dichtung
Roman
New York, NY
Österreich
Fiktionale Darstellung
Belletristische Darstellung
Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945
830 B
Haus der Kindheit Roman Anna Mitgutsch - 332 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at -
Lebenslange Heimkehr
Heimkehr, die ein Leben dauert. Lange braucht dieser Roman, bis Max, der als jüdisches Kind aus seinem Vaterland Österreich fliehen musste, sich wieder zurückbegibt, ins Haus seiner Träume, seiner Kindheit. Als ob er wüsste, dass die Wirklichkeit anders aussieht als die Erinnerung, dass nicht alle darauf warten, ihn willkommen zu heißen.
Nein, willkommen ist er keineswegs, als er das erste Mal "nach Hause" kommt und feststellt, dass die Täter von damals bzw. ihre Nachkommen in seinem Haus "zu Hause" sind und er selbst bestenfalls einen Teil des Hauses wird bewohnen können. Da geht er lieber wieder nach Amerika zurück. Jahre später ein zweiter Versuch. Das Haus gehört inzwischen ihm. Da hält es ihn länger, er knüpft Beziehungen zur Israelitischen Kultusgemeinde, forscht über die Geschichte der Juden in dieser Kleinstadt nach und stellt fest: nicht erst in diesem Jahrhundert hat es Verfolgungen gegeben, nein, sie ziehen sich durch die Geschichte, eine Geschichte, die Max niederschreibt. Aber zu Hause? Zu Hause ist er nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er seine wahre Liebe zu spät erkennt. Was bleibt ihm übrig, als doch wieder hinüber zu gehen, übers Meer?
Anna Mitgutsch hat den richtigen Ton gefunden für dieses heikle Sujet, Themen wie Heimat und Fremde, Zugehörigkeiten unterschiedlichster Art zum Judentum, Enteignung und Rückgabe von jüdischem Eigentum, Sehnsucht nach der Kindheit - nach einer heilen Welt ... auf diesem glatten Parkett rutscht sie nicht aus. Und schreibt den Roman so, wie Max' "Heimkehr" verläuft: zögerlich, kreisend, mit langem Anlauf ...
Das Haus wird zum konkreten Bild für das, was Heimat, Behausung bedeutet - und was Enteignung: Es ist das Ausstoßen in die Unbehaustheit. Diese Grundthemen ihres Romans spricht Mitgutsch schon auf der ersten Seite an. Die Autorin, die sich selbst als keinen sesshaften Menschen bezeichnet, kennt die Welten, von denen sie schreibt, die Großstädte Amerikas ebenso wie die oberösterreichische Kleinstadt, das Judentum, zu dem sie übergetreten ist, ebenso wie den Katholizismus, in dem sie aufgewachsen ist. Alle ihre Bücher sind Versuche, das Anderssein verstehen zu wollen. Dieses hier ein besonders gelungener.
Brigitte Schwens-Harrant
*Sz*
2/2000
9783630870649 Pp. : DM 39.80, EUR 20.35 3630870643 Pp. : DM 39.80, EUR 20.35
00,A29,1669 dnb
95868233X DE-101
Dichtung
Roman
New York, NY
Österreich
Fiktionale Darstellung
Belletristische Darstellung
Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945
830 B