Der Junge auf dem Berg Roman John Boyne ; aus dem Englischen von Ilse Layer
Material type: TextLanguage: German Original language: English Publisher: Frankfurt am Main Fischer [2017]Description: 301 Seiten 21 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- 9783737340625
- The boy at the top of the mountain
- 820 B 23sdnb
Item type | Current library | Collection | Call number | Status | Date due | Barcode | |
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Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Jugendliteratur | JE.G BOY (Browse shelf(Opens below)) | Checked out | 12.12.2024 | 10134689 |
Quelle: www.rezensionen.at - Elisabeth Zehetmayer
Der verstörende Roman einer Verführung und des Verlusts kindlicher Unschuld zwischen Bergidylle und Nazikult, aus der Täterperspektive erzählt. (ab 12) (JE)
Für seinen jüngsten historischen Jugendroman wählte der irische Autor John Boyne ("Der Junge im gestreiften Pyjama") die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs. Zu Beginn des märchenhaft betitelten Romans verliert der in Paris wohnhafte kleine Pierrot seine Eltern. Da ein Verbleib in der Familie seines jüdischen Freundes Anshel zu gefährlich scheint, landet er zunächst in einem Waisenhaus, wo der schmächtige Junge von anderen Kindern drangsaliert wird. Doch ein Brief ändert alles: Pierrots österreichische Tante Beatrix will ihn zu sich nehmen. Dieser Romanteil ist bewegend und glaubhaft geschrieben.
Hauptschauplatz des weiteren dramatischen Geschehens ist der in trügerischer Alpenidylle gelegene Berghof, Hitlers Sommerresidenz am Obersalzberg, wo Pierrots Tante als Haushälterin arbeitet. Unter dem direkten Einfluss von Adolf Hitler verwandelt sich der schüchterne, liebenswerte Waisenjunge im Laufe der Jahre zum glühenden Nationalsozialisten Peter und übt schließlich auch Verrat an den Menschen, die ihm am nächsten stehen.
Leider bleibt sein Romanheld Pierrot in diesem Teil eine blasse Figur, seine Wandlung vom empathischen Waisenkind in einen geltungssüchtigen Hitlerjungen ist schwer nachvollziehbar, da Boyne dem inneren Kampf seines Protagonisten zu wenig Beachtung schenkt. Problematisch erscheint mir vor allem das pseudorealistische Romanszenario: An sich hoch interessante historische Tatsachen und Persönlichkeiten sind mit frei erfundenen Figuren, Ereignissen und Gesprächsverläufen locker verwoben, sodass es viel eigener Recherchearbeit bedarf, um Fiktion und Realität klar unterscheiden zu können. Leider fehlen ein erläuterndes Personenregister und ein Literaturverzeichnis im Anhang. Auf der Verlagshomepage findet sich zwar weiterführendes Unterrichtsmaterial als Download, jedoch werden auch hier fragwürdige Passagen (wie die, wo der 12-jährige Peter die Planung polnischer Vernichtungslager protokollieren muss oder ein Attentat auf Hitler vereitelt) nicht aufgegriffen. John Boyne will anhand seines fiktiven Protagonisten die Verführbarkeit und Begeisterung der damaligen Jugend für den Nationalsozialismus aufzeigen. Diese Botschaft ist gut gemeint und unmissverständlich, jedoch werden die aufgeworfenen moralischen Fragen unbefriedigend beantwortet und Handlung wie Spannungsaufbau wirken zu konstruiert. Meines Erachtens wird auch Hitler zu wenig differenziert dargestellt, wodurch, entgegen der Intention des Autors, der "alte" Führer-Mythos verstärkt wird. Jugendliche ab 12 Jahren sollten diese streitbare, mitunter sehr schonungslose Lektüre nur in Begleitung eines Erwachsenen in Angriff nehmen.
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