˜Derœ ferne Spiegel d. dramat. 14. Jh. Barbara W. Tuchman. [Übers.: Ulrich Leschak ; Malte Friedrich]

Literaturverz. S. 555 - 568

Quelle: www.rezensionen.at - Andreas Waltenstorfer

Europäische Epochengeschichte des 14. Jahrhunderts auf der biographischen Grundlage eines französischen Adeligen. (GE)

Mit diesem Werk legt die amerikanische Historikerin und zweifache Pulitzerpreisträgerin Barbara Tuchmann eine detaillierte und spannend verfaßte Epochengeschichte des europäischen 14. Jahrhunderts vor. Um näher an der Realität zu bleiben und um den konkreten Lebensumständen zu folgen, hat sich die Autorin dafür entschieden, das Leben einer authentischen Person in den Mittelpunkt ihrer Darstellung zu stellen. Es handelt sich dabei um ein Mitglied des ältesten französischen Hochadels, Enguerrand de Coucy VII. (1340-1397). Bevor die Leser allerdings mit dem Lebenslauf dieses Herrn Bekanntschaft machen, erfolgt in den ersten sechs Kapiteln des Buches eine ausführliche Einführung in die Hintergründe und Geschehnisse dieser Zeit, aber auch eine umfangreiche und doch leicht verständliche Erklärung der historiographischen Schwierigkeiten dieses Unterfangens. - Wer dieses Buch einmal zur Hand genommen hat, wird es wohl nicht so schnell wieder weglegen. Das liegt einerseits an der immanenten Spannung der Thematik selbst; ist doch das 14. Jahrhundert das Jahrhundert des untergehenden Hochmittelalters, Zeit der Katastrophen, Hungersnöte und Kriege, des Verfalls der Kirche und des Aufstiegs des Staates, und schließlich der Pest. Andererseits liegt es wohl auch im mitreißenden Stil der Autorin und nicht zuletzt der gewählten Darstellungsmethode begründet, daß dieses Buch beispielgebend für eine spannende Epochengeschichte ist. - Sehr zu empfehlen für alle historisch interessierten Leser/innen.