˜Dasœ Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm 1. Jessie Ann Foley; Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Klein

Quelle: www.rezensionen.at - Manuela Kalbermatten

Maggies Weg zum Erwachsenwerden ist von Konzerten gesäumt. Beginnen tut alles in Chicago, mit einem Gig der „Smashing Pumpkins“, zu dem ihr ebenso cooler wie gehetzter junger Patenonkel Kevin die 16-Jährige verbotenerweise mitschleppt: „Rocket“ und „Cherub Rock“ werden zu den Eckpfeilern einer Rite de Passage, die dank der Verortung der Handlung in den frühen 1990er-Jahren noch ganz explizit im Rahmen von Sex, Drogen und Rock stattfinden darf und aus der Maggie neu und offenporig hervorgeht. „Nirvana“ sind es dann, die ihr schwieriges, letztlich aber befreiendes Ankommen in Irland begleiten, wo Maggies hart geprüfte, egozentrische Mutter mit ihrem neusten Liebhaber und den beiden Töchtern ein neues Leben beginnen will. Während die schroffe, felsige und windgepeitschte Küste Irlands die Seelenlandschaft der erfahrungs- und lebenshungrigen Protagonistin spiegelt, liefert die US-amerikanische Grunge-Band um Frontsänger Kurt Cobain den Soundtrack dazu. An „Nirvanas“ legendärem Konzert in Rom verarbeitet Maggie mit ihrer ersten Liebe Eoin zusammen den Selbstmord ihres idealisierten Patenonkels; im Kerzenmeer, das Fans wenige Monate später nach dem Suizid Cobains in Dublin erstrahlen lassen, findet das junge Paar nach vielen Verlusten wieder zusammen.
„Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain“ das Leben nahm, ist ein eigensinniger Adoleszenzroman, der trotz des spezifischen historischen Settings eine zeitlose Sehnsucht nach raumgreifenden Abenteuern, intensiven Gefühlen und existenziellen Fragen entfaltet. Und der Enge, die ein zeitgenössisches Mädchenleben zwischen verschärfter sexueller Regulierung und gnadenlosem Selbstoptimierungsimperativ bereithält, die lautstarke Forderung nach weiten, offenen Identitätsspielräumen entgegensetzt.