Wahnsinn eine kleine Kulturgeschichte Roy Porter. Aus dem Engl. von Christian Detoux

Literaturverz. S. 214 - 232

Quelle: www.rezensionen.at - Isabella Müller

Gesellschaft, Kultur, Wahnsinn - spannende, facettenreiche Lektüre zur Einführung in die Thematik der seelischen Abgründe. (PP)

Geisteskrankheiten sind so alt wie das Menschengeschlecht: Zu jeder Zeit hat es Menschen gegeben, die neben sich standen, im wahrsten Sinn des Wortes "verrückt" waren. Roy Porter, Professor für Sozialgeschichte der Medizin, versucht im vorliegenden Buch, den Fragen nachzugehen, auf welchem anthropologischen und gesellschaftlichen Boden der Wahnsinn gedieh, wie Menschen über Jahrtausende danach strebten, religiöse, metaphysische und biologische Erklärungen für seelische Abgründe zu finden, welche Wege im Umgang mit "Wahnsinnigen" beschritten und wieder verlassen wurden, für welche Zwecke die Gesellschaft Geisteskrankheiten funktionalisierte und wie sie sich in Literatur, Malerei und Musik manifestierten. Herausgekommen ist bei diesem Versuch ein informatives, mit gut gewählten Beispielen der bildenden Kunst illustriertes Bändchen über die Entstehung der Psychiatrie mit ihren Hauptzielen, Geisteskrankheiten wissenschaftlich in den Griff zu bekommen und die betroffenen Patienten zu heilen. Porter ist nicht nur eine "Koryphäe der Medizingeschichte" (Klappentext), sondern auch ein Meister der geistreichen Feder, der es versteht, eine knappe und doch facettenreiche Einführung in die seelischen Abgründe der Kranken und ihrer Heiler zu bieten - und das nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern vor allem auch spannend und unterhaltsam (selbst das Literaturverzeichnis ist "lesbar"). Sehr empfehlenswert!