˜Derœ Engel von Grosny Tschetschenien und seine Kinder Åsne Seierstad. Aus dem Norweg. von Lothar Schneider

Quelle: www.rezensionen.at - Sabine Eidenberger

Meisterliche Kriegsberichterstattung mit menschlichem Aspekt. (GP)

Mit diesem Buch ist der norwegischen Journalistin wieder ein Bestseller gelungen. Wie auch schon für den vielfach ausgezeichneten "Buchhändler von Kabul" begab sie sich für dieses Buch in ein höchst aktuelles und höchst gefährliches Krisengebiet. Wer bisher glaubte, zum Tschetschenien-Krieg eine Meinung zu haben, zu wissen, wer auf der richtigen und wer auf der falschen Seite steht, der wird durch dieses Buch eines Besseren belehrt. Wer bisher nicht durchzublicken glaubte, der wird sich bestätigt fühlen. Alle, die diesen Krieg für sinnlos halten, da er von keinem gewonnen werden kann, werden umso hoffnungsloser bleiben. Åsne Seierstad hat viele Jahre, darunter einige in Verkleidung und unter falschem Namen, in Tschetschenien und mit Tschetschenen verbracht. Sie war so hautnah am Geschehen, wie man es nur sein kann und schon unter diesem Gesichtspunkt ist das Buch eine Meisterleistung.
Der Titel der deutschen Ausgabe ist etwas verwirrend, da durchaus nicht nur die Kinder des Krieges darin vorkommen, obwohl ihnen ein großer Teil des Buches gewidmet ist. Es sind Frauen, Männer, Soldaten, deren Mütter, ihre Frauen und Kinder, Waisenkinder und jene, die sich ihrer annehmen, es sind Russen und Russinnen, Tschetschenen und Tschetscheninnen, um die es in diesem Buch geht - ganz einfach Menschen und deren Schicksale. Da sich diese Schicksale in einer derart brutalen, feindseligen, großteils menschenunwürdigen Umgebung ereignen, ist dieses Buch nichts für zarte Gemüter. Für große Bestände und zeitgeschichtliche Schwerpunkte jedenfalls Pflicht!