Der Metzger sieht rot Kriminalroman Thomas Raab
Material type: TextLanguage: German Publisher: Graz Leykam 2008Edition: 2. AuflDescription: 319 S. 22 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- 9783701176199
- 830 B 22sdnb
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Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Belletristik | DR.D RAA (Browse shelf(Opens below)) | Available | 117707 |
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Quelle: www.rezensionen.at - Joe Rabl
Neues vom österreichischen Kriminalroman
Raab, Rossmann, Vertacnik
Thomas Raab lässt - nach dem vielbeachteten Debüt "Der Metzger muss nachsitzen" (2007) - Willibald Adrian Metzger in seinem zweiten Fall in der Welt des Fußballs ermitteln. In die Welt des Fußballs hineinstolpern, um genau zu sein, denn was ein österreichischer Ermittler ist, der stolpert über seine Fälle, so auch der Metzger, der von seiner Freundin Danjela Djurkovic ins Fußballstadion mitgenommen wird und prompt dem Tormann, dem Legionär Kwabena Owuso, beim Sterben zusehen muss.
Damit spannt Thomas Raab einen Rahmen, der ihm Gelegenheit gibt, die Welt des Fußballs nicht von ihrer Hochglanz-, sondern von ihrer schmutzigen Seite zu beleuchten. Das reicht vom Hass auf ausländische Legionäre über die Umtriebe einschlägiger Fanklubs bis hin zu Machenschaften hinter den Kulissen, wo es um Geld, Macht und Ansehen geht.
Thomas Raabs Kriminalroman zeichnet nicht so sehr ein raffiniert konstruierter Fall mit überraschenden Wendungen aus, in dieser Hinsicht bewegt er sich zumindest auf solidem Terrain. Auch die Figuren - vom übergewichtigen Metzger über den für österreichische (Krimi-)Verhältnisse geradezu typisch unbedarften Kommissar bis hin zur sympathisch bodenständigen Freundin mit deutlichem Migrationshintergrund - sind, wenn man so will, State of the Art.
Die Stärke Thomas Raabs liegt auf der formalen Seite, auf dem grandios eingesetzten Stilprinzip ständiger Vorausverweise, mit denen er das Spiel am Köcheln hält, und auf einem ordentlichen Quantum an meist originellen, oft unglaublich treffenden und entlarvenden Schmähs. Wenn er es nur nicht manchmal zu sehr übertreiben und auf die zweite Pointe noch eine dritte draufsetzen würde, wenn er nur nicht zwanghaft bemüht wäre, ständig witzige Vergleiche einbauen zu müssen, wo solche nicht angebracht sind. Das nervt zeitweise ge waltig und schmälert das Vergnügen an dem ansonsten erfrischend kurzweiligen Krimi beträchtlich.
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Ein toter Russe auf einer Dachterrasse in Wien, eine Investmentfirma, die exorbitante Gewinne verspricht, eine Handvoll geprellter Anleger und die lebendige Erinnerung an eine Zeit, in der "die Russen" die Bösen schlechthin waren. Es ist schon erstaunlich, wie wenig Eva Rossmann braucht, um ein Karussell aus Gier und Geltungsdrang und alten und neuen Vorurteilen anzustoßen, und wie perfekt sie es in Schwung hält.
"Russen kommen" - heutzutage denkt man dabei an schwerreiche Oligarchen, die im Privatjet anreisen und große Summen investieren, oder an Urlauber, die unmäßig viel Geld ausgeben und daraus das Recht abzuleiten scheinen, sich unmäßig aufzuführen. Aber auch Krieg und Besatzung sind noch nicht so lange her, dass nicht die Erinnerung daran mitschwingen würde, und schon gar nicht der Kalte Krieg, der die Zuschreibungen und Ängste verstärkte und festigte.
Eingebettet in diese wie immer fundiert recherchierte faktische Gemengelage, entwickelt sich Mira Valenskys mittlerweile zehnter Fall mit dramaturgischer Präzision. Aber der solide Plot, der diesmal zwischen Wien, Zürs am Arlberg und Moskau abgespult wird, ist ohnehin nur das Fundament dieser Geschichte. Auf diesem kann sich eine sympathische Protagonistin entfalten, die sich einmal mehr als vorzügliches Medium erweist, verschiedenste Themen und Anliegen zu transportieren.
Information kommt bei aller Spannung nicht zu kurz, und weil Mira Journalistin ist und von Information lebt, wirkt diese nie aufgesetzt. Und weil sie ein Mensch ist mit Ecken und Kanten und Fehlern und Zweifeln, werden Widersprüche und Vorurteile auch in ihr selbst ausgetragen, was nicht wenig zur Glaubwürdigkeit der Figur und damit der ganzen Geschichte beiträgt.
Überhaupt Mira Valensky. Ihren Oskar hat sie inzwischen geheiratet, fix bei ihm einziehen will sie aber nicht: ein schönes Bild für ihre Grundbefindlichkeit zwischen Autonomie- und Harmoniebedürfnis. Schön kochen darf sie auch in diesem Band, und natürlich gibt die russische Küche einiges an Inspirationen her. Und Vesna Krajner, Miras resolute Freundin, leitet jetzt ihr eigenes Unternehmen, eine Art Reinigungsfirma mit illegalem Detektivbüro.
"Russen kommen" - Eva Rossmann überzeugt in ihrem zehnten Krimi auf allen Ebenen. Das Setting ist attraktiv und brisant, der Plot spannend und tragfähig bis zum Schluss, die Charaktere glaubwürdig und nuanciert. Mehr kann man von einem Krimi eigentlich nicht verlangen.
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Hans-Peter Vertacnik zeigt in seinen Romanen ein Faible für die österreichische Innenpolitik. Ging es in "Abfangjäger" (2007) um politische und mögliche kriminelle Hintergründe bei der Eurofighter-Beschaffung, dreht sich im Folgeband "Ultimo" alles um den fiktiven "Oberbürgermeister" (?) von Salzburg, zugleich Parteivorsitzender der "Liberalen" (!), Zünglein an der Waage des politischen Kräfteverhältnisses und alles in allem ein rechter Drecksack, der sich für keine Charakterlosigkeit zu schade ist. Ihm zur Seite, unter ihm und gegen ihn: ausgebremste politische Weggefährten, abgehalfterte, auf die Hinterbank verbannte Politiker, notorisch korrupte Beamte, machthungrige Karrieristen.
Vertacnik weiß, wovon er schreibt, er kennt die Verhältnisse gut, braucht auch nichts groß erfinden, das springt uns so und anders jeden Tag aus der Zeitung an. Und auch im Polizeiapparat kennt er sich aus, er weiß um die Abläufe, kennt die Hierarchien und die berufsspezifischen Rituale, lässt dieses Wissen einfließen in die Figur seines Ermittlers mit dem sprechenden Namen Zoff, und das gehört neben der Kenntnis der politischen Gegebenheiten und der gelungenen Verknüpfung mit einem zweiten, in die Irre führenden Verbrechen zum Interessanteren an "Ultimo".
Bei der literarischen Umsetzung der an sich interessanten Ausgangslage haperts dann ein wenig. Die über weite Strecken papieren und bemüht wirkende Sprache zählt da noch zum Angenehmeren. In der Figurenzeichnung kommt Vertacnik über simple Schwarzweißmalerei nicht hinaus: hier die Bösen, Schurken durch und durch, da der grundgute Peter Zoff, unbeirrt im Dienst an der gerechten Sache, magenkrank und Hobbylyriker - Figuren aus der Klischeekiste allesamt, bis hin zu den Tätern, die unschwer auszumachen sind.
Und so wie er hier auf Schablonen zurückgreift, macht er es auch sonst. Wenn Zoff mit seiner Freundin Schluss macht, dann trieft es vor Kitsch: kein echtes Gefühl, kein glaubhafter Satz weit und breit. Wenn er den Bürgermeister in die verführerisch geöffnete Bluse der aufstiegshungrigen Beamtin blicken lässt, gerät ihm das zum Schmierentheater, in dem alles so deutlich gezeigt wird, dass es auch die Kurzsichtigen auf der letzten Bank noch kapieren.
Und das wirklich Schlimme daran ist, dass das alles ernst gemeint ist: Ironie und andere mildernde Umstände sucht man in diesem Roman vergeblich.
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