Wiener Vorstadtballade ein Spaziergang rund um den Galizinberg H. C. Artmann. Mit Fotogr. von Franz Hubmann. [Salzburg, Stadt-Kultur]

Quelle: www.rezensionen.at - Schörkhuber

Poetisch-nostalgischer Spaziergang am Stadtrand Wiens.

Mehr als dreißig Jahre ist ein verschollen geglaubter Text Artmanns alt, der nun veröffentlicht werden konnte. Es ist ein Treatment zu einem geplanten Fernsehfilm, der nie zustande kam. Artmann machte den Text, Franz Hubmann steuerte Fotos aus der Wiener Vorstadt bei, die eindeutig den besseren Teil des schön gemachten Bändchens ausmachen. Bedenkt man, daß Artmann die "Vorstadtballade" unmittelbar nach seinem legendärem Gedichtband "med ana schwoazzn dintn" geschrieben hat, erstaunt etwas, wie dünn sie sich stellenweise ausnimmt, wie nur plauderhaft sie sich manchmal gibt. Artmann hat schon besser barockisiert, ist allerdings auch hier originell genug, um gelesen zu werden. Ein feierlicher Ton versucht den genius loci zu bannen, der jenen Grenzbereich zwischen Stadt und Land ausmacht. Eindrucksvoller gelingt das den Fotos, die die Stadt als entferntes Häusermeer spüren lassen, andererseits aber Asphalt, Beton und Vegetation in ihrem Kampf zeigen. Oder ist es ein friedliches Nebeneinander? Es würde ihnen eher anstehen, denn der Spaziergang um den Galizinberg ist ein stiller, der kleinen Freuden des Lebens nachspürt, ein Bier- und Weinhaus etwa, der Vergnügungspark, ein Ringelspiel. Das Buch ist eine Erinnerung an längst vergangene Tage, eine nostalgische Reise zu Augenblicken des Glücks. LeserInnen, die mit jener spezifischen Stimmung der Wiener Vorstadt vertraut sind, werden viel davon in diesem Buch finden.