Kleist eine Biographie Jens Bisky

Literaturverz. S. 497 - 514

Quelle: www.rezensionen.at - Gerhard Huber

Umfassende Kleist-Biografie. (PL)

Bisky folgt den Lebensspuren des 1777 in Frankfurt an der Oder geborenen Dichters in sieben Stationen: Kleists Weg führte, dem friederizianischen Pflichterfüllungsideal und der Tradition seiner Familie folgend, bereits mit 15 Jahren in die preußische Armee, wo der Unangepasste in der Offizierslaufbahn aber bald keine Sinnerfüllung mehr sah. 1799 verließ er die Armee, um sich in Frankfurt und Berlin den verschiedensten Wissenschaften zu widmen. Seine Verlobung mit Wilhelmine von Zenge wird dann zum letzten Fragment dessen, was eine zeitgemäße aristokratische Existenz hätte werden können.
Gestützt auf die Lehren Kants, verliert Kleist den Glauben daran, auf Erden jemals echte Erkenntnis finden zu können. Bisky begleitet Kleist weiter auf seiner Lebensreise durch die intellektuellen Zentren des damaligen Europa: Dresden, Paris, Berlin, Leipzig. In der Schweiz versucht Kleist vergeblich, in der verklärten Idylle einer ländlichen Existenz Zuflucht zu finden, bis er schließlich bei C.M. Wieland in Oßmannstedt kurz zur Ruhe kommt. Kleist verpflichtet sich wieder zum Militärdienst, diesmal in der französischen Armee. 1805 tritt er in Königsberg eine Verwaltungsstelle an, ab 1806 beschließt er, als freier Schriftsteller seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Diesen Jahren entspringt sein umfangreichstes schriftstellerisches Schaffen. 1811 scheidet Kleist freiwillig aus dem Leben.
Die Biografie von Jens Bisky stellt die Lebensgeschichte Kleists und die Entstehung seiner Werke detailliert in die politischen, philosophischen und literarischen Zusammenhänge seiner Zeit. Anders als Stefan Zweig ("Der Kampf mit dem Dämon"), der in seiner Auseinandersetzung dem Genius des Getriebenen nachspürte, konzentriert sich Biskys Werk auf das gesammelte Wissen über Kleist. Der literaturwissenschaftliche Ansatz steht spürbar im Vordergrund, weshalb das Buch für literaturgeschichtlich Interessierte bzw. Bewunderer des preußischen Dichters zu empfehlen ist.