Nighttrain Judith Clarke. Dt. von Salah Naoura

Quelle: www.rezensionen.at - Helen Obermayr

Einsamkeit und Isolation eines Jugendlichen. (JE) (ab 11)

Nur Luke hört den Nachtzug. Der feinfühlige Junge eckt wegen seines "komischen" Verhalten an, passt nicht in den gesteckten Rahmen seines Umfeldes. Während sein Vater mit kaltem, verletzendem Schweigen reagiert, als Lukes Schulleistungen kurz vor der Prüfung rapide abfallen, wechselt seine Schwester die Straßenseite, wenn sie ihm in Begleitung mit Freunden begegenet. In der Schule steht er hinter seiner Meinung, aber Freunde findet er dadurch nicht. Außer einer bemühten Lehrerin, seiner einfühlsamen Freundin, die ihn alleine nicht auffangen kann, und seiner kleinen Schwester Naomi, die ihm seelenverwandt ist und ihm das schmerzlich vermisste Gefühl von Verständnis und bedingungsloser Liebe gibt, begegnet Luke die Welt mit blankem Unverständnis, einer diffusen Doppelmoral und rücksichtsloser Kälte. Als der Brief, der Luke von der Schule verweisen soll, zu Hause ankommt, setzt Luke alles auf eine Karte und geht nachsehen, ob der Nachtzug wirklich existiert oder nur ein Hirngespinst ist...
Trotz partiell grobkörnig konstruierter Handlung und einem nachgerade filmisch-dramatischen Erzählstil, wirkt das Buch der australischen Autorin ehrlich und beruhigend realistisch. Ein aufrüttelnder Jugendroman, der eine Lanze bricht für das stete Suchen nach einer Verständnisebene, nach Zuhören und Annehmenkönnen, was andere Menschen bewegt, wie sie denken und fühlen, selbst wenn es nicht auf den ersten Blick "logisch" und seltsam erscheint - empfehlenswert für Jugendliche ab 11 Jahren.