Nachts, wenn die Schatten fallen Robert Cormier. Dt. von Cornelia Krutz-Arnold

Quelle: www.rezensionen.at - Martina Lainer

Ein feinfühliger und zugleich spannender Jugendroman über Schuld und Rache. *

Während einer Clownvorstellung für Kinder bricht die Galerie hinunter, 22 Kinder finden den Tod, andere können schwerverletzt geborgen werden. Lulu ist mit dem Leben davongekommen, aber sie ist ein Krüppel geblieben. Zum körperlichen Gebrechen kommt die Verbitterung und das Hadern mit dem Schicksal, sodaß der Racheplan am vermeintlich Verantwortlichen zur zwingenden Vorstellung wird. Aber ist der damals 16jährige John Paul Colbert am Unglück schuld, ist er ein Mörder? Die nächtlichen Terroranrufe bestimmen das Leben Colberts und seiner Familie - an keinem Ort bleiben sie lange, jede Schule wird für den Sohn zur Übergangslösung. Und die Angst ist immer dabei. Danny, mit dem über die Vorfälle nicht gesprochen wird, muß sich an Regeln des Versteckens halten, doch eines Tages beschließt er, die vom Vater verordnete Passivität zu durchbrechen. Die vergangenen Ereignisse werden nach und nach aufgerollt und Danny muß sich dem Phänomen der Angst stellen. Das Ende ist tragisch, das Problem von Schuld und Sühne wird nicht gelöst, es bleiben weitaus mehr Fragen offen, als Antworten gegeben werden. - Die Geschichte ist aus verschiedenen Erzählebenen zusammengesetzt, wobei das Hauptaugenmerk beim jungen Protagonisten Denny Colbert liegt. Sprachlich ist Cormier, der mit seinem Jugendroman "Nur eine Kleinigkeit" (s. bn 6/95) den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1997 erhalten hat, wieder prägnant, atmosphärisch schafft er eine Dichte, die ohne Pathos die Befindlichkeiten der einzelnen Figuren einsichtig macht. - Sehr empfehlenswert für alle Bestände.