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Räuberhände Roman Finn-Ole Heinrich

By: Material type: TextTextLanguage: German Publisher: Hamburg Mairisch-Verl. 2007Edition: 1. AuflDescription: 207 S. 20 cmContent type:
  • Text
Media type:
  • ohne Hilfsmittel zu benutzen
Carrier type:
  • Band
ISBN:
  • 9783938539088
  • 3938539089
Subject(s): Additional physical formats: Online-Ausg.: RäuberhändeDDC classification:
  • 830 B 22sdnb
Online resources: Review: Quelle: www.rezensionen.at - Tamara Bach Annotation: Finn-Ole Heinrichs Bücher sind keine Kinder- oder Jugendbücher. Die Erzählbände "Gestern war auch schon ein Tag", "Die Taschen voll Wasser" und vor allem der Roman "Räuberhände" sind aber jedenfalls für Deutschlehrer interessant, die nach neuen kurzen Texten für den Unterricht suchen. Rezension: Heinrichs Geschichten lassen sich thematisch nicht unter einen Begriff zusammenfassen, seine Protagonisten sind Kinder, sind erwachsen, sind dazwischen. In ihrer Gestaltung liegt die Stärke des Autors: Er schreibt sich nah an sie heran, dass der Blick der Lesenden unausweichlich in ihr Inneres gerichtet ist. Selten ist das, was er uns zeigt, schön oder charmant. Heinrich geht mit seinen Geschichten an die wundesten Punkte sowohl seiner Figuren, als auch der Lesenden. Gerade in seinem jüngst erschienen Buch "Gestern war auch schon ein Tag" präsentiert er uns ein Sammelsurium verschiedenster Figuren, die sich oft am Rand der Gesellschaft bewegen. Dabei ist er nie anbiedernd oder moralisch; er nimmt seine Figuren ernst, führt sie und ihre Welt nie vor. In "Zeit der Witze" fällt es dem Erzähler schwer, dem gespielten Mut seiner Freundin Susan zuzu­sehen, die nach einem Unfall ihr Bein verloren hat. In "Schubert wäre gern geheimnisvoll" geht es um achtzehn Stunden und ziemlich genau vierunddreißig Minuten, jene Zeit, die dem Müllmann vor neun Jahren verloren gegangen ist, und an die er sich jetzt plötzlich wieder erinnern kann. Und Machst du bitte mit, Henning spielt in einem Kinderheim. Heinrich erzählt von Wochenendhooligans, von Fischfabriken und Kampfhundzüchtungen. Vor allem zwei der Erzählungen stechen schon durch ihren Umfang heraus. Da ist zum einen die vom Selbstdestrukt gezeichnet Marta, der Paul eines Tages in der Bahn begegnet und die ihn in ihre Welt entführt. Marta sieht in Friesland, der Heimat ihres neuen Freundes, das gelobte Land, in Paul den Botschafter und Reiseführer. Paul begleitet Marta ein Stück des Weges, betrachtet sie und ihr Leben mit gemischten Gefühlen, fasziniert, verliebt, angeekelt, und entsetzt. Am Ende der Geschichte kehrt Paul ohne Marta nach Friesland zurück. Auch Willem aus "Wenn man gesungen hat" ist ein Heimkehrer, erzählt wird aber die Geschichte von seiner kleinen Schwester Elli, dem Nesthäkchen. Die hat sich in den letzten Jahren um Tom, ihren großen, geistig behinderten Bruder, und um ihre Großmutter, die zum Pflegefall wurde, gekümmert. Zwei Tage nach dem Tod der Großmutter steht Elli am Fenster und wartet auf Willem, der seit Jahren nicht mehr da war. All diese Geschichten werfen Blicke in fremde Welten, die uns durch die Nähe zu den Protagonisten zugänglich gemacht werden. In "Räuberhände" geht es um die Zeit rund um das Abitur, einer Zeit voller Sehnsucht, Aufbruch und Ab­schied, um Samuel (mit den Räuberhänden) und Janik. Die beiden stammen aus unterschiedlichen Welten, Samuel wuchs ohne Vater mit seiner alkoholkranken Mutter auf, Janik stammt aus gutem Hause. Janik nimmt sich Samuels an, wird sein Pflegebruder, Freund, oder mehr als beides zusammen. Und obwohl die beiden unzertrennlich und sich so nahe zu sein scheinen, liegen zwischen ihnen doch Welten, die vor allem Janik zu überbrücken versucht. Sein Drang, Samuel nah zu sein, veranlasst ihn letztendlich zu der Tat, die zwischen beide einen Keil treiben wird. Heinrich erzählt uns die Geschichte der Beiden in Fragmenten, die sich erst langsam zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Er be- schreibt ein komplexes Universum einer Jungsfreundschaft - und das Paradoxe an ihr. Heinrich stellt fast schmerzvoll die Faszination für einen Menschen dar, den man deshalb nie in seiner Gänze greifen kann, selbst wenn man mit ihm einen anderen Kontinent betritt. Ein wunderbares Buch, das darstellt, ohne zu erklären, und wohl deshalb so nahe dran ist an seinen Figuren.
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Bücher Bücher Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB Jugendliteratur JE.G HEI (Browse shelf(Opens below)) Available 10068977

Quelle: www.rezensionen.at - Tamara Bach

Annotation: Finn-Ole Heinrichs Bücher sind keine Kinder- oder Jugendbücher. Die Erzählbände "Gestern war auch schon ein Tag", "Die Taschen voll Wasser" und vor allem der Roman "Räuberhände" sind aber jedenfalls für Deutschlehrer interessant, die nach neuen kurzen Texten für den Unterricht suchen.

Rezension: Heinrichs Geschichten lassen sich thematisch nicht unter einen Begriff zusammenfassen, seine Protagonisten sind Kinder, sind erwachsen, sind dazwischen. In ihrer Gestaltung liegt die Stärke des Autors: Er schreibt sich nah an sie heran, dass der Blick der Lesenden unausweichlich in ihr Inneres gerichtet ist. Selten ist das, was er uns zeigt, schön oder charmant. Heinrich geht mit seinen Geschichten an die wundesten Punkte sowohl seiner Figuren, als auch der Lesenden. Gerade in seinem jüngst erschienen Buch "Gestern war auch schon ein Tag" präsentiert er uns ein Sammelsurium verschiedenster Figuren, die sich oft am Rand der Gesellschaft bewegen. Dabei ist er nie anbiedernd oder moralisch; er nimmt seine Figuren ernst, führt sie und ihre Welt nie vor. In "Zeit der Witze" fällt es dem Erzähler schwer, dem gespielten Mut seiner Freundin Susan zuzu­sehen, die nach einem Unfall ihr Bein verloren hat. In "Schubert wäre gern geheimnisvoll" geht es um achtzehn Stunden und ziemlich genau vierunddreißig Minuten, jene Zeit, die dem Müllmann vor neun Jahren verloren gegangen ist, und an die er sich jetzt plötzlich wieder erinnern kann. Und Machst du bitte mit, Henning spielt in einem Kinderheim. Heinrich erzählt von Wochenendhooligans, von Fischfabriken und Kampfhundzüchtungen. Vor allem zwei der Erzählungen stechen schon durch ihren Umfang heraus. Da ist zum einen die vom Selbstdestrukt gezeichnet Marta, der Paul eines Tages in der Bahn begegnet und die ihn in ihre Welt entführt. Marta sieht in Friesland, der Heimat ihres neuen Freundes, das gelobte Land, in Paul den Botschafter und Reiseführer. Paul begleitet Marta ein Stück des Weges, betrachtet sie und ihr Leben mit gemischten Gefühlen, fasziniert, verliebt, angeekelt, und entsetzt. Am Ende der Geschichte kehrt Paul ohne Marta nach Friesland zurück.
Auch Willem aus "Wenn man gesungen hat" ist ein Heimkehrer, erzählt wird aber die Geschichte von seiner kleinen Schwester Elli, dem Nesthäkchen. Die hat sich in den letzten Jahren um Tom, ihren großen, geistig behinderten Bruder, und um ihre Großmutter, die zum Pflegefall wurde, gekümmert. Zwei Tage nach dem Tod der Großmutter steht Elli am Fenster und wartet auf Willem, der seit Jahren nicht mehr da war.
All diese Geschichten werfen Blicke in fremde Welten, die uns durch die Nähe zu den Protagonisten zugänglich gemacht werden.
In "Räuberhände" geht es um die Zeit rund um das Abitur, einer Zeit voller Sehnsucht, Aufbruch und Ab­schied, um Samuel (mit den Räuberhänden) und Janik. Die beiden stammen aus unterschiedlichen Welten, Samuel wuchs ohne Vater mit seiner alkoholkranken Mutter auf, Janik stammt aus gutem Hause. Janik nimmt sich Samuels an, wird sein Pflegebruder, Freund, oder mehr als beides zusammen. Und obwohl die beiden unzertrennlich und sich so nahe zu sein scheinen, liegen zwischen ihnen doch Welten, die vor allem Janik zu überbrücken versucht. Sein Drang, Samuel nah zu sein, veranlasst ihn letztendlich zu der Tat, die zwischen beide einen Keil treiben wird. Heinrich erzählt uns die Geschichte der Beiden in Fragmenten, die sich erst langsam zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Er be- schreibt ein komplexes Universum einer Jungsfreundschaft - und das Paradoxe an ihr. Heinrich stellt fast schmerzvoll die Faszination für einen Menschen dar, den man deshalb nie in seiner Gänze greifen kann, selbst wenn man mit ihm einen anderen Kontinent betritt. Ein wunderbares Buch, das darstellt, ohne zu erklären, und wohl deshalb so nahe dran ist an seinen Figuren.

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