Echte Cowboys Roman Stephan Knösel

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Cowboy ist in unseren Landen kein Beruf sondern ein Mythos. Ein Cowboy ist an keine Umgebung gebunden, im Wald, in der Großstadt, in der U-Bahn - überall gibt es bei näherem Hinsehen Cowboys. Cowboys ziehen scheinbar sinnlos herum und treiben einen unsichtbaren Lebenssinn wie eine Herde vor sich her. Daher können auch Mädchen Cowboys sein.
In Stephan Knösels München-Roman werden zwei Helden und eine Heldin zum Cowboy-Leben gezwungen, weil es ihre Eltern nicht bringen. Cosmo kann aus jeder Entfernung Flaschen in den Mülleimer schmeißen, er handelt mit Zigaretten und wird von der Polizei gejagt, weil sich seine Mutter umgebracht hat und er folgerichtig ins Heim soll. Nathalie versinkt in ihrem eigenen Wohlstand, in einer betuchten Gegend hat sie sich unterm Dach des Elternhauses ein abgekapseltes Reich eingerichtet. Tom hat einmal bei seinem Vater in einem Film mitgespielt, war dabei aber grottenschlecht und leidet seither an ausgiebigen Minderwertigkeitsgefühlen.
Alle drei haben einen Grund, einmal kurzfristig abzuhauen und am Stadtrand von München mit sich selbst in Versenkung zu gehen.
Selbstverständlich entwickelt sich auch unter Cowboys ständig das Drama der Liebe und der Dreiecksbeziehung, denn wahre Liebe entsteht nur dort, wo um eine Frau gekämpft werden muss. Der verunglückte Film-Tom getraut sich nicht, die wunderschöne und reiche Nathalie anzusprechen, während der vom Leben durchgeschüttelte Cosmo die Sache so cool nimmt, dass er gar nicht merkt, wie Nathalie auf ihn abfährt.
Cowboys werden einerseits von den Behörden und Lehrern bedroht, andererseits auch von anderen Underdogs, die ihre Reviere abstecken oder auf Beutezüge sind. So ein Ungustl ist Kevin, der dem Cosmo wegen einer alten Geschichte nachstellt, was zu großen Bedrohungen und Schlägereien führt.
Nach einer wilden Emotionsnacht an einem Teich, wo die einen einander befummeln und der dritte sich niedersäuft, endet alles in einem Morast. Beinahe ersäuft Cosmo, aber der verpatzte Filmheld rettet ihn und kommt endgültig als Lebensretter in die Zeitung.
Die Braut, um die sich alles dreht, verschwindet kurz nach Frankreich, um ihre Sprachkenntnisse und Gefühle aufzufrischen.
Stephan Knösels Stadtrand-Romanze handelt von der Gefühlsverunsicherung moderner Cowboy-Kids, von ihrem Überlebenskampf mit Systemen, und von der Aussichtslosigkeit der Eltern, je den Seelen-Kern ihrer Sprösslinge zu erreichen. Parolen, Ratschläge, Therapien - letztlich sind alle Maßnahmen nur hohle Worte mit hohem Geräuschwert. Ein spannender Roman, der als Lösung auf Geduld und Zeit setzt.
Helmuth Schönauer