Bonsai Roman Christine Nöstlinger

Quelle: www.rezensionen.at - (1992-1997)

Sebastian, wegen seiner geringen Körperhöhe auch "Bonsai" genannt, ist seinen Altersgenossen zwar intellektuell überlegen, in Sachen Beziehung aber nachholbedürftig. Die einzige Vertraute, seine Cousine Eva-Maria, ist daher auch erste Anlaufstelle, als er seine Gedanken über mögliche Homo-, Hetero, oder Bisexualität erörtern möchte. Für diese Fragen genießt "die Alleinerzieherin", wie er seine Mutter zu nennen pflegt, kein Vertrauen. Dafür darf sich diese freuen, wenn er mit ihr hochphilosophische Fragen wälzt. Nöstlingers gekonnt gestaltetes Figureninventar und Konfliktkonstellationen, in einem für die Autorin typischen sprachschöpferischen Erzählton präsentiert, ergeben ein köstliches Leseerlebnis mit hohem intellektuellen Anspruch, will man die Streitgespräche mit dem Religionslehrer oder die Zitate aus dem Oeuvre Sartres auch verstehen.