Die lange Reise des Jakob Stern Rainer M. Schröder
Material type: TextLanguage: German Publisher: München Bertelsmann 2003Edition: 1. AuflDescription: 348 S. 22 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- Jugend
- 9783570126455
- 3570126455
- 07 | K
- 5.2 | 8.1 | 9.1c
Item type | Current library | Collection | Call number | Status | Date due | Barcode | |
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Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Jugendliteratur | JG SCHR (Browse shelf(Opens below)) | Available | 10057537 |
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Quelle: www.rezensionen.at - Christine Knödler
Rezension: Jeder Tag ist ein Spießrutenlauf. In der Schule, im Laden der Eltern, auf der Straße, bis vor die eigene Haustür: Jakob wird von Lehrern bis auf die Haut bloß gestellt, er wird geschlagen, bespuckt, verhöhnt. Seinen Vater brechen sie im KZ, treiben den Onkel in den Selbstmord. Einfach so. Denn die Sterns sind Juden. Todesurteil in Deutschland zur Zeit des Naziterrors. Doch Jakob kommt davon: mit einem der Kindertransporte zunächst nach England, von Camp zu Waisenhaus in (Kriegsgefangenen-) Lager, schließlich bis nach Australien. Die Flucht wird zur Odyssee. Sie beginnt mit einem Abschied für immer: seine Eltern wird Jakob nie wiedersehen. Sie erzählt von doppelt und dreifach verratenen Kindern, die, dem Holocaust entronnen, in England als Hausangestellte verschachert werden; von Bestohlenen, die ohnehin nur noch besitzen, was in einen Koffer passt; von jüdischen Flüchtlingen, wie Vieh unter Deck zusammengepfercht, die ins Irgendwo verfrachtet werden. Sie berichtet von Heimatverlust und dem Verlust menschlicher Werte - aber genauso von Mut, Zusammenhalt und Freundschaft, wenn Jakob in Viktor, dem kleinen Lukas und Erika nicht nur Leidensgenossen findet, sondern viel mehr: so etwas wie Brüder und die große Liebe seines Lebens. Sie endet fast ein Jahrzehnt später in Palästina. Und sie hat nur ein Ziel: unter extremsten Bedingungen immer wieder zu überleben.
In sechs Teilen schickt Rainer M. Schröder seinen Protagonisten auf diese lange Reise. Seine Recherchen sind gewohnt gründlich - sine ira et studio sind sie nicht. Die Auswahl der Quellen und ihre Gewichtung, der Blickwinkel des Autors sind parteiisch. Er klagt an und stellt an den Pranger: Willkür und Menschenverachtung, Schikane und Terror - unabhängig davon, wo sie stattfinden und welche Uniform die Täter tragen. Da erklärt Schröder nicht, verzichtet weitgehend auf Zwischentöne, zeigt kaum Entwicklung, sondern präsentiert Figuren wie Typen vom arroganten Herrenmenschen, Mitläufer und Stiefeltreter bis zum Gerechten. Und bündelt eine Fülle an Fakten in einer Darstellung (jüngster) Vergangenheit, zwischen exemplarisch und demonstrativ, die notwendig vereinfacht, zuweilen fast schon relativiert, aber dabei die Konsequenzen bis heute nicht aus den Augen verliert. Denn Jakob Stern ist eine fiktive Figur, sein Schicksal (Abenteuer-) Roman mit historischem Anspruch. Der wirft Schlag-Lichter auf das finsterste Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
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