Vergessener Völker Müdigkeiten Friedhöfe in den Kronländern der ehemaligen k.u.k. Monarchie Fotos Christoph Lingg. Text Susanne Schaber

Quelle: www.rezensionen.at - Christiana Ulz

Durch stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Fotos und ausführliche Hintergrundinformationen dokumentierte Friedhofslandschaften. (GE)

*f11*
Auf zehn verschiedene Staaten ist das Gebiet heute aufgeteilt, das zu den Kronländern der k.u.k. Monarchie gehört hat. Die letzten Ruhestätten zwischen Prag und Krakau, Hermannstadt und Mostar geben in Form von Skulpturenparks, Grüften, Grabhäusern und Sarkophagen beredtes Zeugnis von ihrer gemeinsamen Kultur- und Sozialgeschichte. Sie dokumentieren aber auch regionale Eigenheiten wie die Holzkreuze in Siebenbürgen oder die Grabhölzer in Ungarn, religionsspezifische Besonderheiten wie jüdische Mazzewas und islamische Nisans, politische Nachbeben wie die verwüsteten Gräberfelder von Mostar und Sarajewo, mutwilligen Vandalismus und die langsam und gründlich mahlenden Mühlen der überwuchernden Natur, aber auch beginnende Restaurierungen und makabre Spezialitäten wie die gotische Kapelle von Sedlac, deren Inneneinrichtung ausschließlich aus Gebeinen besteht. Großflächige Schwarz-Weiß-Fotos fangen den morbiden Zauber und den zeitlosen Atem dieser umfriedeten Plätze ein. Der umfassend recherchierte Text bietet neben den geografischen und kulturellen Informationen auch einen Einblick in die geschichtlichen Hintergründe und das Faszinosum, das dieser "Welt ohne Jahre" (E. Canetti) entströmt. Ein eindrucksvoller, sehr empfehlenswerter Bildband.