˜Dasœ schwarze Buch der Geheimnisse F. E. Higgins. Dt. von Ulli und Herbert Günther

Quelle: www.rezensionen.at - Renate Bernardyn-Gabler

Im Mittelpunkt stehen das Dorf Pagus Parvus und deren Bewohner und ihre Sicht, mit Schwierigkeiten umzugehen, und das grausame Schicksal Ludlows. Der Junge hat schrecklich herzlose Eltern. Sie sind verroht, dem Alkohol verfallen und sie verprügeln ihn regelmäßig. .Seine Eltern sind aber auch Diebe und sie haben ihrem einzigen Sohn schon früh ihr Handwerk beigebracht. Aber dass sie so brutal sein würden und seine gesunden Zähne für Geld einem Doktor anbieten würden, der sie dann begüterten Leuten transplantieren könnte, hatte er nicht erwartet. Der geschunden Junge ergreift die Flucht, indem er sich - als blinder Passagier - an eine Kutsche hängt und so in ein Dorf gelangt, in dem ewiger Winter zu herrschen scheint. Dort lernt Ludlow, als Lehrling, den Pfandleiher Joe Zabbidou kennen, der ein geheimnisvolles schwarzes Buch und einen noch geheimnisvolleren Frosch besitzt. Joes Ankunft wird im Dorf mit Freuden aufgenommen Nach und nach kommen beinahe alle Dorfbewohner Punkt Mitternacht in den Laden und geben ihre Geheimnisse preis, Joe Zabbidou kauft diese Geheimnisse und trägt sie feinsäuberlich in sein schwarzes Buch ein. Da die Bewohner über ihre Probleme (ihre Geheimnisse, ihre Schuld und ihre Feindschaften) reden können, entwickeln sie neues Selbstvertrauen und es geraten Angelegenheiten ins Rollen, die sonst vielleicht nie so passiert wären. Verbunden sind die Bewohner in ihrem Hass zu Jeremiah Ratchet, der sie alle durch Erpressungen fest im Griff hat. Dieser rätselhafte Ratchet hat eine Menge böser Dinge auf seinem Kerbholz und schreckt selbst nicht davor zurück den Totengräber zum Leichenraub zu zwingen, da dieser ihm einen hohen Geldbetrag schuldet. Doch bald reicht es ihnen nicht mehr, ihre Schuld zu verkaufen, und sie erwarten mehr von Joe Zabbidou. Die Situation spitzt sich immer mehr zu und Ludlow gerät, zusammen mit Joe, in eine gefährliche Situation. Aber auch Ludlow verbirgt ein Geheimnis. Das Netz um die beiden zieht sich immer enger zusammen …
Teilweise wird die Story aus Ludlows Sicht geschildert, oft kommt ein eher passiver Erzähler zu Wort und mal kann man Auszüge aus dem "Schwarzen Buch der Geheimnisse" direkt zu lesen. Diese Komposition und der abrupte Wechsel ist zwar reizvoll, verlangt aber vom Leser besondere Aufmerksamkeit. Alles läuft darauf hinaus, dass sie sich dem Tyrannen Jeremiah Ratchet stellen müssen. Viele ungelöste Rätsel machen das Buch unheimlich spannend. Welche Beweggründe lauern hinter den Aktionen, diese Frage beschäftigt uns bis zum Finale.
Dies ist kein Fantasyroman im gewohnten Sinn, aber eine sehr spannende und flotte Lektüre, stilistisch durchdacht und bestechend! Überaus empfehlenswert!