Leibhaftig Erzählung Christa Wolf
Material type: TextLanguage: German Publisher: München Luchterhand 2002Description: 184 S. 21 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- 9783630871127
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- 59 | 810 | 820 | 830 | 839 | 840 | 850 | 860 | 870 | 880 | 890 | B
- 5.2 | 27.20 | 27.4
Item type | Current library | Collection | Call number | Status | Date due | Barcode | |
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Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Belletristik | DR WOL (Browse shelf(Opens below)) | Available | 115599 |
Quelle: www.rezensionen.at - Martina Lainer
Die Krankheit einer Frau wird zum Bild einer zum Sterben verurteilten Gesellschaft. (DR)
Christa Wolf ist auch über ihr Ende hinaus jene Autorin, die am stärksten mit der DDR assoziiert wird. Ihre Bücher waren im Westen sehr geschätzt, als Person galt sie als besonders integer. Dass auch sie nach der Wende ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, war nicht verwunderlich. Aber Christa Wolf ist als Autorin zu gewichtig, sie war es zu DDR-Zeiten und ist es auch jetzt noch. Und sie ist mit der DDR-Vergangenheit noch lange nicht fertig. Sie ist eine Meisterin des Erinnerns, auch und besonders des schmerzlichen Vergegenwärtigens von Geschehenem, sie betreibt "Vergangenheitsbewältigung", aber nicht durch große Worte, sondern in den Figuren ihrer Texte. Auch in dieser schmalen Erzählung geht es um dieses Erinnern. Welch treffendere Metapher als Krankheit, welch stimmigeres Bild als das eines Körpers, dessen Immunsystem zusammengebrochen ist und in dem man bösartige Herde bekämpfen muss, gibt es, um den Vorgang des Erinnerns darzustellen und die Parallele zu einem Staatsgefüge herzustellen? In rasantem Tempo beginnt die Erzählung, in der es um Leben und Tod geht. Und immer dann, wenn die Protagonistin, eine angesehene Persönlichkeit der DDR im Bereich der Kultur und Literatur, die der Autorin ähnelt, die Ebene der Realtität verlässt und in die Regionen des Traums eintritt, wird sie zur Icherzählerin, die in die tiefsten Schichten des Unbewussten vordringt, wo sie dem Sicherinnernmüssen nicht entrinnen kann. Die Frage nach der Schuld, dem Mittun wird massiv gestellt, fertige Antworten und Offenbarungen konkreter historischer Facts gibt es aber nicht. Der Wechsel von Realität, dem hektischen Krankenhaustreiben und dem Seelenraum einer kranken Frau mit Vergangenheit macht diese Erzählung rasch im Tempo und zwingt beim Lesen, sich immer wieder auf eine andere Perspektive einzustellen. Ein wichtiges Buch, sowohl als Ergänzung zum Werk Christa Wolfs, als auch zur Thematik Krankheit und Lebensreflexion sowie zur DDR.
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