Literarische Reisen durch Tirol hrsg. von Barbara Higgs und Wolfgang Straub. Fotos von Paul Albert Leitner und Jo Pesendorfer

Quelle: www.rezensionen.at - Fritz Popp

Tirol im Spiegel der Literatur. (DD)

Lobenswert, dass ein Verlag aus dem fernen Frankfurt/Main, nachdem er sich bereits Niederösterreich "wegen der Gegend" angenommen hat, weiter auf der literarischen Fährte in Österreich bleibt, genaugenommen in Tirol, d.h. dem Tiroler Ober- und Unterland, Innsbruck und Osttirol (Südtirol soll extra vorgestellt werden). 35 Autoren (es sind mit drei Ausnahmen nur Männer) stellen Tiroler An- und Einsichten dar. Keine Tiroler Literaturgeschichte liegt vor, sondern ein Band mit Geschichten und Texten aus und über Tirol. Begonnen wird mit der für die deutschen Verleger wohl bekanntesten Ansicht, nämlich dem Transitland Tirol: Von H.C. Andersen muss ein Satz dafür genügen, Goethe war auf der italienischen Reise schon viel wortseliger, Kotzebue verteidigte Tirol gegen den Konkurrenten Schweiz, der durchreisende Heine ist zwiegespalten satirisch-sentimental, Hans Weigel lobt die Europa-Brücke und Kurt Lanthaler lässt seinen Fernfahrerhelden am Brenner verhaften. Ebenso bunt auch die Palette der Texte und Textanlässe, geografisch nach Orten geordnet, aus den anderen Landesteilen. Neben Tirolern wie Hans Haid, Norbert Gstrein, Josef Leitgeb, Reimmichl, Walter Klier und Christoph Zanon mit heimatkritischen und -bewundernden Texten kommen auch Ernest Hemingway, Tristan Tzara, Arthur Koestler und Erich Kästner zu Wort. Kaiser Maximilian darf gleich in zwei Texten auftreten. Ob die zwei Rezepte aus dem Kochbuch der Philippine Welser, der Gattin von Erzherzog Ferdinand II., wirklich viel zur Erhellung der Gegend um Ambras beitragen, ist eher zu bezweifeln. Ein informatives Autoren- und Quellenverzeichnis und aktuelle Adressen von Literaturstätten und Archiven komplettieren das schön gemachte Bändchen, das sich als literarischer Appetitanreger für geplante Fahrten ins Land Tirol gut eignet.