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Ändere die Welt! warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen Jean Ziegler. Aus dem Franz. übertr. von Ursel Schäfer

By: Contributor(s): Material type: TextTextLanguage: German Original language: French Publisher: München Bertelsmann 2015Edition: 1. AuflDescription: 288 S. 22 cmContent type:
  • Text
Media type:
  • ohne Hilfsmittel zu benutzen
Carrier type:
  • Band
ISBN:
  • 9783570102565
  • 3570102564
Contained works:
  • Ziegler, Jean 1934- Retournez les fusils! dt
Subject(s): Additional physical formats: Online-Ausg.: Ändere die Welt!DDC classification:
  • 303.484 22/ger
Online resources: Review: Quelle: www.rezensionen.at - Unser Freund Jean Ziegler, ein unermüdlicher Kämpfer für eine solidarische Weltgesellschaft, befürchtet wohl zurecht, dass mit der Ratifizierung dieses umstrittenen Vertrags „die Weltmacht der Konzerne endgültig realisiert“ wäre.1) Mit seinem jüngsten Buch legt Ziegler eine brillante Analyse zur Genese und zum (historischen) Widerstand gegen die heute „dominierende kannibalische Weltordnung der Finanzoligarchie“ vor. Über pointierte Formulierungen hinaus (die auf manche irritierend wirken, nach Meinung des Autors aber unumgänglich sind, um klar zu machen, worum es geht) überzeugt Ziegler an dieser Stelle insbesondere aufgrund der differenzierten historischen Befunde und der schonungslosen Darstellung des Status quo. Jean Ziegler stellt vor allem radikale, entlarvende Fragen und gibt darauf bedenkenswerte, überzeugende Antworten: Was nützt ein Intellektueller? Woher rührt die Ungleichheit zwischen den Menschen? Was unterscheidet falsche von richtigen Ideologien? Sind die Gesetzmäßigkeiten des Marktes schicksalshaft vorbestimmt und unumkehrbar? Oder auch: Was unterscheidet Wissenschaft von Ideologie? Besonders spannend, weil an dieser Stelle kaum erwartet, äußert sich Ziegler zum Zusammenhang von Wissenschaft und Kunst oder auch zur Rolle der Universität im 21. Jahrhundert. Die im Wandel der Geschichte sich markant verändernde Rolle von „Staat“ (vom Instrument der Repression hin zum mit Kalkül geschwächten Bollwerk gegen die Entrechtung der Machtlosen) und „Nation“ (einst Grundlage gesellschaftlicher Solidarität, heute zunehmend Konstrukt für rassistische Unterdrückung und Ausbeutung): dies – und mehr diskutiert und verhandelt der Autor leidenschaftlich und präzise zugleich. Seine bedenkenswerte Conclusio: Es ist unabdingbar, sich in Anbetracht der entfesselten Kräfte der nachweislich falschen, weil zerstörerischen Ideologie des Marktes der intellektuellen Widerständigkeit zu erinnern, wie sie im „Neolithikum der Sozialwissenschaften“ u. a. von Marx, Lukás, Horkheimer oder Sartre konzipiert wurde (vgl. S. 18) und, darauf aufbauend, für eine Neuordnung der Gesellschaft zu kämpfen. Zu hinterfragen freilich bleibt, ob die von Ziegler beschworene „solidarische Vernunft der neuen, weltweiten Zivilgesellschaft“ (S. 272) tatsächlich den erhofften Wandel bewirken kann. Zumindest wäre es wichtig, die diesem Ziel dienlichen Strategien näher zu beleuchten. Walter Spielmann
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Literatuangaben

Quelle: www.rezensionen.at -

Unser Freund Jean Ziegler, ein unermüdlicher Kämpfer für eine solidarische Weltgesellschaft, befürchtet wohl zurecht, dass mit der Ratifizierung dieses umstrittenen Vertrags „die Weltmacht der Konzerne endgültig realisiert“ wäre.1) Mit seinem jüngsten Buch legt Ziegler eine brillante Analyse zur Genese und zum (historischen) Widerstand gegen die heute „dominierende kannibalische Weltordnung der Finanzoligarchie“ vor. Über pointierte
Formulierungen hinaus (die auf manche irritierend wirken, nach Meinung des Autors aber unumgänglich sind, um klar zu machen, worum es geht) überzeugt Ziegler an dieser Stelle insbesondere aufgrund der differenzierten historischen Befunde und der schonungslosen Darstellung des Status quo.
Jean Ziegler stellt vor allem radikale, entlarvende Fragen und gibt darauf bedenkenswerte, überzeugende Antworten: Was nützt ein Intellektueller? Woher rührt die Ungleichheit zwischen den Menschen? Was unterscheidet falsche von richtigen Ideologien? Sind die Gesetzmäßigkeiten des Marktes schicksalshaft vorbestimmt und unumkehrbar? Oder auch: Was unterscheidet Wissenschaft von Ideologie? Besonders spannend, weil an dieser Stelle kaum erwartet, äußert sich Ziegler zum Zusammenhang von Wissenschaft und Kunst oder auch zur Rolle der Universität im 21. Jahrhundert. Die im Wandel der Geschichte sich markant verändernde Rolle von „Staat“ (vom Instrument der Repression hin zum mit Kalkül geschwächten Bollwerk gegen die Entrechtung der Machtlosen) und „Nation“ (einst Grundlage gesellschaftlicher Solidarität, heute zunehmend Konstrukt für rassistische Unterdrückung und Ausbeutung): dies – und mehr diskutiert und verhandelt der Autor leidenschaftlich und präzise zugleich.
Seine bedenkenswerte Conclusio: Es ist unabdingbar, sich in Anbetracht der entfesselten Kräfte der nachweislich falschen, weil zerstörerischen Ideologie des Marktes der intellektuellen Widerständigkeit zu erinnern, wie sie im „Neolithikum der Sozialwissenschaften“ u. a. von Marx, Lukás, Horkheimer oder Sartre konzipiert wurde (vgl. S. 18) und, darauf aufbauend, für eine Neuordnung der Gesellschaft zu kämpfen.
Zu hinterfragen freilich bleibt, ob die von Ziegler beschworene „solidarische Vernunft der neuen, weltweiten Zivilgesellschaft“ (S. 272) tatsächlich den erhofften Wandel bewirken kann. Zumindest wäre es wichtig, die diesem Ziel dienlichen Strategien näher zu beleuchten. Walter Spielmann

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