Barnes, Julian 1946-

˜Derœ Lärm der Zeit Roman Julian Barnes ; aus dem Englischen von Gertraude Krueger - 1. Auflage - 244 Seiten 19 cm

Quelle: www.rezensionen.at - Markus Fritz

Der Komponist Schostakowitsch wartet jede Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung, dass er vom Geheimdienst abgeholt wird. Er möchte seiner Familie den Anblick der Verhaftung ersparen. Während er wartet, hat er viel Zeit nachzudenken. Der Leser kann nun seine Gedanken verfolgen. Seine Oper "Lady Macbeth von Mzensk" ist von Stalin verteufelt worden. Er hat während der Aufführung das Opernhaus verlassen. Dann erscheint auch noch ein vernichtender Artikel in der Prawda: seine Musik ist Chaos. Er wird zum Volksfeind. Warum, so fragt er sich, hat die Sowjetmacht jetzt die Musik ins Visier genommen? Das Interesse der Macht hatte bisher eher den Schriftstellern gegolten. Dann wird er vom Geheimdienst vorgeladen, er soll gegen den Marschall, seinen Gönner, aussagen. Dieser wird beschuldigt, ein Mordkomplott gegen Stalin zu schmieden. Er verliert also seinen Beschützer. Doch es wendet sich zum Guten: "Zwischen Samstag und Montag war Sakrewski selbst in Verdacht geraten. Der ihn vernehmen sollte, wurde vernommen. Der ihn festnehmen sollte, war festgenommen." Drei Wochen später wird der Marschall und mit ihm die gesamte Sowjetspitze erschossen. In Rückblenden erfahren wir von der Jugend des Komponisten, der immer sehr kränklich war und sich schwer getan hat, bis ihn der Marschall unter seine Fittiche genommen hat. Er erzählt von der Hochzeit mit der selbstbewussten Physikerin Nina, vom Krieg, den die Familie auf dem Land überlebt. 1949 muss er öffentlich Selbstkritik üben, seine Musik sei zu individualistisch. Außerdem sei seine Musik zu wenig eingängig und eher ein "formalistisches Gequake und Gegrunze".
Es geht in diesem Roman um das Verhältnis zwischen Kunst und Staatsmacht und was es bedeutet, in einem totalitären Regime ein freier Künstler zu sein. In beeindruckender Knappheit zeichnet Barnes das Bild eines gespaltenen Künstlers, der hin- und hergerissen wird zwischen Anpassung und Auflehnung und der unter ständiger Angst leben muss, verhaftet zu werden und den Säuberungsaktionen Stalins zum Opfer zu fallen. Ein Buch für geübte Leser/innen.

9783462048889 Festeinband : EUR 20.00 (DE), EUR 20.60 (AT) 3462048880

9783462048889

17,A09 dnb

1119166519 DE-101


Schostakowitsch, Dmitrij
Leningrad
Stalin
Künstlerroman
Literatur, englische
Literatur Englands

(Produktform)Hardback (Produktform (spezifisch))With printed dust jacket (VLB-WN)1112: Hardcover, Softcover / Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945) Moskau Stalin Zensur Das Literarische Quartett Spiegel-Bestseller Klassik- Musik Vom Ende einer Geschichte Schostakowitsch Russland-Komponist Flauberts Papagei


Fiktionale Darstellung
Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945

820 B