Deutscher Meister Roman
Stephanie Bart
- 1. Aufl.
- 381 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Roland Kohlbacher
Ein von Zigeunern abstammender Boxer soll in Hitler-Deutschland um den deutschen Meistertitel kämpfen. (DR) Im Jahr 1933 gewinnen die Nationalsozialisten immer mehr an Macht. Boxen wird als Nationalsport betrieben und der deutsche Boxverband ist stark im Aufwind. Die Funktionäre sind bemüht, den Verband nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten zu gestalten, und entfernen deshalb alle jüdischen Boxer, Trainer und Promoter von der Mitgliederliste. Das wirft natürlich ein großes Problem auf: Viele der begabtesten und besten Boxer sind nun nicht mehr verfügbar. Das ist die große Chance des Sinto Johann Trollmann. Er bekommt vom Boxverband die Möglichkeit, um den Titel des deutschen Meisters zu boxen. Sein Gegner soll Adolf Witt sein, ein durch und durch deutscher Boxer. Im ersten Kampf gegen Witt unterliegt Trollmann nach Punkten, doch im Meisterkampf ist Trollmann Witt von Anfang an in Schlagkraft und Beweglichkeit weit überlegen. So wird der Kampf zu einem Desaster für den deutschen Boxverband, der unbedingt Witt als Sieger sehen will. Als Trollmann überlegen siegt, will der Boxverband den Kampf als "nicht bewertet" betrachten. Nur die Empörung des Publikums sorgt dafür, dass der Sieger auch als solcher ausgerufen wird. Allerdings wird ihm der Titel wenige Tage nach dem Kampf wegen "armseligen Verhaltens" wieder aberkannt. Ein weiterer Kampf soll Klarheit verschaffen: Der Mittelgewichtler Trollmann soll gegen den leichteren, im Weltergewicht kämpfenden Gustaf Eder antreten - aus gutem Grund. Unter Androhung des Entzugs seiner Boxlizenz wird es Trollmann untersagt, seinen typischen Stil zu kämpfen. Die Auseinandersetzung der beiden Faustkämpfer entwickelt sich zur Farce. Trollmann bewegt sich während des Kampfes nicht, sondern steckt breitbeinig stehend, ohne sich zu ducken, die Schläge des Kontrahenten ein. Er verliert nach fünf Runden durch K.O. Ein fesselndes Werk, das sich mit einem weiteren Teil der deutschen Geschichte zur Zeit der Nationalsozialisten befasst. Dass es sich bei den Figuren im Roman um reale Personen handelt, macht umso mehr betroffen. Johann Trollmann starb 1944 in einem Konzentrationslager, als er einen Boxkampf gegen den KZ-Kapo gewann und dieser ihn im Zorn wegen seiner Niederlage mit einem Knüppel erschlug. - Sehr zu empfehlen.