Leo Kaplan Roman
Leon de Winter. Aus dem Niederländ. von Hanni Ehlers
- 543 S. 19 cm
Quelle: www.rezensionen.at -
Wer Leon de Winters Bücher kennt, weiß um des Autors Stärke: dieser Mann kann erzählen. In seinem neuen Roman kommt er vom Hundertsten ins Tausendste. Oder besser: er webt "Hunderte" von Orten, Zeiten und Geschichten, die scheinbar gar nichts miteinander zu tun haben und durchaus für sich stehen könnten, mit hauchdünnen Fäden zu einem Text: die Welt - ein Dorf. Mittendrin in dem Netz aus Verwirrungen und Verirrungen, aus Zufällen und Schicksalen das Hauptschicksal: Leo. Nicht zufällig erinnert dieser Vorname an den Autor, auch andere Parallelen weisen auf den Schriftsteller. Für de Winter-Kenner amüsant zu lesen, dass er in diesem immerhin schon 1986 erschienenen Roman (fiktiv) auf den Erfolg und die Verfilmung von seinem Roman "Hoffmans Hunger" (erschienen 1990) hinweist ... Die autobiographischen Bezüge beiseite lassend, sehen die Leser einen gebrochenen Mann, der nach dem Scheitern vieler Beziehungen und zwei Ehen immer noch der einen verlorenen ersten Liebe nachtrauert, der er schließlich einmal noch begegnet, ohne dass diese Beziehung freilich Zukunft hätte. Dass er einen Sohn hat, wird er nie erfahren. Witzig, nachdenklich, sprunghaft und ausführlich - die 543 Seiten des Romans lesen sich wie eine Anthologie zum Thema Beziehung. Kaum Facetten aus diesem Bereich, die hier fehlen. Ein durchaus tiefsinniges Buch des damals 32jährigen Autors, das unter anderem auch immer wieder um die jüdische Herkunft kreist. Ein amüsantes Detail am Rande für Kenner der holländischen Literaturszene: ein berühmter Schriftstellerkollege taucht hier als Fulisch auf ... Brigitte Schwens-Harrant November 2001 *Sz*