Brodecks Bericht Roman
Philippe Claudel. Aus dem Franz. von Christiane Seiler
- 1. Aufl.
- 331 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Michl Patreider
Der neue Roman des Autors von "Die grauen Seelen" stand in Frankreich wochenlang auf den Bestsellerlisten und wurde von den Buchhändlern in Frankreich zu deren Lieblingsbuch gekürt. Der Roman spielt in den späten 1940er Jahren im deutsch-französischen Grenzgebiet. Die Bewohner sind noch vom Krieg gezeichnet, da taucht plötzlich ein Fremder auf. Alle verspüren sofort Misstrauen zu einem Menschen, der durch Wissen und Fähigkeiten geprägt ist, welche die einfachen Dorfbewohner nicht kennen. Kollektiv verfallen sie einem an den Krieg gemahnenden Blutrausch und töten den Fremden. Brodeck, der als einziger im Dorf schreiben kann, ist zutiefst entsetzt und soll zu allem Überfluss im Auftrag des Bürgermeisters auch noch einen Bericht verfassen, der die Tat rechtfertigen soll. Mit dem Rücken an die Wand gedrängt willigt er ein, bemerkt aber bei der Erzählung des Tathergangs schnell, dass es für die Mörder nichts zu beschönigen gibt. So wird er selbst zur Zielscheibe. In einer poetischen Sprache, die den Leser von der ersten Seite an fesselt, hat Philippe Claudel erneut einen großartigen Roman vorgelegt, der virtuos konstruiert ist und den Leser auf die Abgründe blicken lässt, welche sich zuweilen im menschlichen Zusammenleben auftun.