Nie mehr Nacht Roman
Mirko Bonné
- 1. Aufl.
- 353 S. 22 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Barbara Tumfart
Tragische familiäre Traumata in Kombination mit einer erschütternden Zeitreise in den Zweiten Weltkrieg. (DR) Der deutsche Schriftsteller Mirko Bonné hat es mit seinem aktuellen (Reise-)Roman "Nie mehr Nacht" auf die Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises geschafft. Das vorliegende Buch, das die LeserInnen auf mehr als 350 Seiten in eine abgeschiedene Küstenregion der Normandie entführt, ist allerdings viel mehr als ein herkömmlicher Reiseroman. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Markus Lee, der sich nach dem tragischen Freitod seiner (auch körperlich) geliebten Schwester Ira mit deren 15-jährigen Sohn Jesse an die Küste der Normandie begibt, um dort für das Kunstmagazin eines Freundes jene Brücken zu zeichnen, die beim sogenannten D-Day, der Landung der Alliierten in Frankreich im Sommer 1944, eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die existentielle Lebenskrise der Hauptfigur, die den Tod der Schwester und die damit verbundenen familiären Traumata nur schwer bewältigen kann, werden durch den Autor geschickt mit den historischen Ereignissen aus dem Zweiten Weltkrieg verknüpft. Die grausamen Schicksale der Soldaten, die bei der Eroberung der französischen Küste ihr Leben lassen mussten, stehen in wechselseitigem Kontrast zu den furchtbaren vergangenen Ereignissen in der Familie von Lee. Im Großen und Ganzen ist der Roman eine lesenswerte, sprachlich ansprechende Neuerscheinung auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, die die LeserInnen durch ihre atmosphärische Dichte in ihren Bann zieht. Leider schweift die Erzählung gelegentlich zu sehr in historische Details ab und manche wiederholten Anspielungen wirken gekünstelt und zu offensichtlich. Trotz dieser kleinen Schwächen ein empfehlenswertes Buch, das sich der Nominierung als würdig erweist.