Koenigskinder Roman
Erica Fischer
- 1. Aufl.
- 299 S. 21 cm
Literaturangaben
Quelle: www.rezensionen.at - Christina Repolust
Eine Liebesgeschichte, die von der Zeitgeschichte bestimmt wird. (DR) Die namhafte Autorin Erica Fischer hat mit Büchern wie "Aimée und Jaguar" (1994) gezeigt, wie dokumentarisches Erzählen "funktioniert", sie hat mit "Himmelstraße" (2007) veranschaulicht, wie nachhaltig der Faschismus Menschen prägt, verändert. Jetzt erzählt sie mit dem vorliegenden Buch Kapitel der Lebensgeschichte ihrer Eltern Irka und Erich: Die LeserInnen treffen ein liebendes Paar am 20. Juni 1940 an einem sonnigen Donnerstagvormittag in London an. Was sind die beiden dort - Flüchtlinge oder Feinde? Gleich zu Kriegsbeginn mussten sie sich bei der englischen Polizei melden, sie leben hier unter dem offiziellen Siegel "refugees from Nazi oppression" in Sicherheit. Erich wird interniert, gibt die Hoffnung nicht auf und kommt unter falschen Voraussetzungen auf den Truppentransporter "Dunera", dessen vorgebliches Ziel Kanada leider nie erreicht wird: 2500 Menschen werden nach Australien "verschifft". Dieser Teil des Romans zeigt, wie Menschen in Systemen funktionieren: Erich beobachtet, wie die einen ihr Überleben durch Anpassung bzw. Verrat sichern wollen, während die anderen einen Rest an Solidarität bewahren. Erich überlebt, auch das Wüstencamp Hay in New South Wales in Australien: Die Deportierten organisieren sich, bringen ihr Wissen ein, gestalten Gemeinschaft. Irka und Erich treffen sich schließlich nach einer Weltreise und einem Bombenkrieg wieder. Man schreibt den 2. Jänner 1942 und Irka dreht an ihrem Ehering, er ist ihr zu locker geworden. Allen Bibliotheken und Literaturkreisen sehr zu empfehlen.