˜Dasœ Mädchen mit dem Fingerhut Roman
Michael Köhlmeier
- 139 Seiten 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Markus Fritz
Ein kleines Mädchen mitten in einer Stadt in Westeuropa. Es spricht nicht die Sprache des Landes. Ein Mann, er wird vom Mädchen Onkel genannt, bringt das Kind jeden Morgen in die Markthalle: dort ist es warm und es bekommt zu essen. Am Abend holt er das Kind wieder ab. Eines Abends kommt der Mann aber nicht und das Mädchen irrt allein durch die Stadt. Es wird von der Polizei aufgegriffen und wird in ein Heim gebracht. Dort trifft es auf einen älteren Jungen, der ihre Sprache spricht. Der Junge beschützt sie und schenkt ihr einen Fingerhut. In der Nacht machen sie sich zu dritt auf den Weg, das Mädchen, der Junge und ein kleiner Junge. Ihr Ziel ist ein Haus im Wald. Doch wieder werden sie von der Polizei aufgegriffen und in ein Heim gebracht. Eine engagierte Erzieherin nimmt sich des Mädchens an. Sie kümmert sich sehr um das Kind und es wird schnell zu ihrem Lieblingskind. Die Fürsorge kippt in Besitzdenken um. Und es kommt zu einer Katastrophe. Ein äußerst verstörendes Buch, das beim Leser einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein dünnes Buch, in dem vieles nur angedeutet wird. Die Geschichte wird aus der (eingeschränkten) Perspektive des Mädchens erzählt. Auch dies trägt zur Verstörung bei. Das Buch lässt viele Lesarten zu: man kann es als Parabel über Gut und Böse oder als Kommentar zur aktuellen Flüchtlingskrise lesen.