Das Märchen vom Vagabunden, der Stripperin und dem Tod.
Daß ein Mensch mit dem Tod feilscht, ist in der Literatur schon oft vorgekommen. Um 1400 hat beispielsweise Johannes von Teples "Ackermann aus Böhmen" mit dem Sensenmann gestritten, weil dieser ihm seine junge, geliebte Frau Margareta entrissen hatte. Aber jenen Wettbewerb, den Michael Köhlmeier in seiner Erzählung "Sunrise" zwischen dem Vagabunden Leo Pomerantz, der Stripperin Rita Luna und dem "großen Dünnen", dem Tod also, veranstaltet, hat es bislang noch in keinem Buch gegeben. Es ist schon originell, wie Leo und Rita in Los Angeles drauflospalavern, um ihr - ohnehin tristes - Leben zu retten. Einen besonderen Reiz erhält die Lektüre dadurch, daß deren Geschichten wiederum von einem Dritten erzählt werden, dessen wahre Identität sich erst auf der letzten Seite herausstellt. - Michael Köhlmeier, der heuer mit dem begehrten Manès-Sperber-Preis ausgezeichnet wurde, hat diese märchenhafte Erzählung nach einer Idee von Richard O'Brien, dem Autor der legendären "Rocky Horror Picture Show", niedergeschrieben. Das Büchlein ist jeder Bücherei zu empfehlen.