Mendels Wünsche zwischen Wien und Haifa liegt das große Meer ; Roman
Traude Litzka
- 225 S. 22 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Barbara Tumfart
Österreichische Literatur über die schwierigen Nachkriegsjahre aus der Perspektive zweier miteinander befreundeter Kinder. (DR) Die österreichische Autorin Traude Litzka, Jahrgang 1941, hat bereits einige Bücher veröffentlicht, die sich mit der jüdischen Lebenswelt beschäftigen und schwerpunktmäßig den Nationalsozialismus und den Holocaust beleuchten. In ihrem neuen Roman steht die Freundschaft von zwei Kindern in Österreich unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Mittelpunkt. Mendel, ein jüdischer Junge, wandert 1947 mit seinen Eltern nach Palästina aus. Seine österreichische Freundin Lotte wächst im Wien der Nachkriegszeit auf. Obwohl der Preis für Briefmarken für sie fast unerschwinglich ist, schaffen es die beiden befreundeten Kinder, sich regelmäßig Briefe zu schreiben und ihren Kontakt aufrechtzuerhalten. Mendel leidet unter dem streng organisierten Alltag in dem Kibbuz und Lotte kann sich ihrerseits nur schwer an ihren aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Onkel gewöhnen. Als Mendel eines Tages in einem Päckchen von Lotte einen Ring findet, der übernatürliche Zauberkräfte zu besitzen scheint, passieren allerlei wundersame Dinge. Auf eindrucksvolle Weise beschreibt die österreichische Autorin die schwierigen Nachkriegsjahre und veranschaulicht einfühlsam die Auswirkungen derselben auf das Leben zweier Kinder aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen. Neben den privaten Ereignissen aus der Perspektive der Kinder werden aber auch die zeitgeschichtlichen Hintergründe, die Spannungen zwischen Juden und Arabern, die schwierige Identitätsfindung Österreichs und seine Aufarbeitung der eigenen Kriegsschuld geschildert. Lesenswerte österreichische Literatur mit zeitgeschichtlichem Tiefgang.