Biographie des Hungers Roman
Amélie Nothomb. Aus dem Franz. von Brigitte Große
- 207 S. 19 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Rebecca Englert
Lebensgeschichte einer Diplomatentochter. (DR)
Vanuatu liegt in Ozeanien, die Menschen dort kennen keinen Hunger. Sie strecken die Hand aus und pflücken, worauf sie gerade Lust haben. Nur: Lust haben sie keine, denn wer keinen Hunger kennt, kann keine Lust empfinden und vice versa. Anders bei Amélie, die von Anfang an Lust hat - auf einfach alles. Dem Alkohol schon als Kind zugetan, genießt sie es aber auch, literweise reines Wasser zu trinken. Leiblichen Genüssen ist sie nicht abhold, besonders ist sie dem Süßen verfallen. Das Süße wird auch verkörpert durch die Mädchen an ihrer Schule, die sie anbeten, verehren und umgekehrt. Als die Familie wiederholt den Wohnort wechselt, folgt der Hunger nach Büchern, alles wird gelesen! Später folgt der "Hunger nach weniger", nach der Leere. Amélie fastet und hat es nach zwei Monaten geschafft: Magenknurren und jegliche Hungergefühle sind besiegt. Als sie buchstäblich das Leben aus sich weichen spürt, bäumt sich etwas in ihr auf, etwas in ihr will nicht sterben. Und so kommt der Hunger nach dem Leben zurück. - Nüchterne, einfache und klare Sprache, auch die Selbstironie der Autorin fällt hier einmal mehr ins Auge. Wie die vorhergehenden Romane der Autorin sehr empfehlenswert.