˜Derœ Tote von Nablus Omar Jussufs dritter Fall
Matt Beynon Rees. Aus dem Engl. von Klaus Modick
- 336 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Franz Lettner
Ein eindrucksvoller Einblick in den chaotischen und gewalttätigen Alltag in der Westbank. (DR)
In Nablus, der Hauptstadt der Westbank, wird ein Samaritaner ermordet, der früher für Arafat Gelder verwaltet und also gewusst hat, wo jene 300 Millionen liegen, die alle haben wollen: die Autonomiebehörde, die internationalen Hilfsgeldgeber, die Hamas und die Fatah. Gut, dass Omar Jussuf, Historiker und Lehrer in Jerusalem, anlässlich der Hochzeit eines Freundes gerade in der Stadt ist - und sich auf die Suche nach Mörder und Geld machen kann. Zum dritten Mal schickt der walisische Autor, der lange das Büro der Times in Jerusalem geleitet hat, seinen Hobby-Detektiv in das Chaos des Nahen Ostens, lässt ihn in der Altstadt wie im Hamam schwitzen und zwischen die Fronten geraten. Alle Beteiligten sprechen zwar ornamental höflich miteinander, das hält sie aber nicht davon ab, sich an die Gurgel zu gehen. Der Fall selbst und seine Aufklärung sind mäßig aufregend, da aber das Leben in der Westbank Krimi genug ist, bleibt die Lektüre spannend bis zum Ende. Danach ist man wohl immer noch ratlos in Bezug auf den Nahostkonflikt, war aber kurzzeitig zumindest deutlich näher dran als nach den Fernsehnachrichten oder der Zeitungslektüre.