Schimmer
Ingrid Law. Aus dem Engl. von Sylke Hachmeister
- 239 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Familie
Als mein Bruder Fish dreizehn wurde, zogen wir so weit wie möglich ins Landesinnere, wegen dem Hurrikan und natürlich weil Fish ihn verursacht hatte. Die Ich-Erzählerin Mibs, steht nun selbst kurz vor ihrem 13. Geburtstag und erwartet das Einsetzen ihres Schimmers, ihrer außergewöhnlichen Gabe. Ingrid Law fokussiert auf die Selbstreflexionen ihrer Protagonistin, die sich mit den plötzlichen körperlichen und emotionalen Veränderungen auseinandersetzt. Als ihr Vater verunglückt, begibt sie sich mit ihren Geschwistern auf einen Roadtrip, bei dem neben der Frage nach dem Wesen ihrer Gabe das Aufkeimen erster Liebe für weitere Verunsicherung sorgt. Mit sprachlicher Sensibilität und einem spannungsreichen Handlungsbogen wird so eine phantastische Pubertätsgeschichte erzählt. *STUBE*
Das Lasieren bezeichnet den dünnen Aufstrich einer lichtdurchlässigen Farbe auf ein Material wie Glas, Holz oder Keramik. Als die Protagonistin Mibs dreizehn wird, besteht ihre vordringlichste Aufgabe darin, ihren speziellen Schimmer zu lasieren. Denn in der an der Grenze zwischen Kansas und Nebraska lebenden Großfamilie Beaumont entwickelt jedes Kind ab seinem dreizehnten Geburtstag eine besondere übernatürliche Fähigkeit, die es zuerst zu verstehen und im Anschluss zu beherrschen und in den Einklang mit der restlichen Persönlichkeit zu bringen gilt. Mit Hilfe dieser Grundkonstruktion erzählt Ingrid Law in ihrem Debütroman eine Geschichte von Pubertät und den damit verbundenen emotionalen Charakterzügen, die Mibs in Form ihres Schimmers erst zu einem integrativen Teil ihrer Persönlichkeit machen muss. Denn als der als einziger in der Familie schimmerlose Vater nach einem Unfall ins weit entfernte Krankenhaus gebracht wird, begibt sich die Protagonistin gemeinsam mit zwei ihrer begabten Geschwister und den beiden Pfarrerskindern aus der Nachbarschaft auf einen Road Trip in einem Bibelauslieferungsbus, der sie letztendlich zu ihrem Vater führen soll. Auf dem ereignisreichen Weg gilt es, sich mit der eigenen, ungewohnten Andersartigkeit auseinanderzusetzen, sich dabei gegenüber Fremden zu öffnen und den ersten Kuss zu erleben. Am Ende ist nicht nur Mibs, sondern auch das Gesamtgefüge ihrer Familie durch den Verlauf der Erlebnisse gefestigt - die Lasur gelungen.