˜Dieœ Seele des Verbrechers Motive, Impulse, Lebensbilder
Reinhard Haller
- 302 S. 22 cm
Quelle: www.rezensionen.at - Simone Klein
Von gekränkten Genies und eiskalten Narzissten. (PP)
Werbewirksam lädt der Klappentext des erstmals 2002 erschienenen Buches des mit den Fällen Unterweger und Fuchs prominent gewordenen Gerichtspsychiaters die LeserInnen ein, sich mit Verbrechern auf eine Reise in ihre Seelenlandschaften zu begeben. Tatsächlich werden die LeserInnen aber mit fachärztlichen Interpretationen konfrontiert. Jedes Kapitel beginnt mit einer Fall- und Persönlichkeitsbeschreibung, leitet dann auf Verallgemeinerungen über, um in oft langatmige professionelle Psychoanalysen zu münden, in denen verbrecherische Taten als beinahe zwingendes Ergebnis erscheinen. Die bereits im Prolog geäußerte Überzeugung, Verbrecher seien ganz normale Menschen aber mit ganz besonderem Schicksal, suggeriert, dass es nur eine Frage des Zufalls ist, ob und wann jemand Täter oder Opfer wird. Darüber hinaus hält der Autor für jede Gräueltat, von der vergleichsweise harmlosen Kleptomanie bis zum Amoklauf und Serienmord, psychische Motive parat, sodass der Eindruck entsteht, die jeweiligen Täter sind nicht nur Opfer äußerer Schicksale, sondern auch innerer Zwänge. Aufgrund dieses Strickmusters gelingt es Haller zwar, ein gewisses Verständnis und aufgrund der spannenden Darbietung vor allem Faszination hervorzurufen, allerdings wohl sicherlich nur solange man selbst nicht zum Opfer wird.