Was wäre, wenn wir in einer Welt leben müssten, in der es keine Grenze mehr zwischen medialer Vermarktung und persönlichem Schicksal gäbe? Für die 16-jährige Rosalie ist dies längst Realität, denn seit ein unbekannter Virus 2000 Urlauber aus Loco Beach in häusliche Quarantäne zwingt, ist sie in der Widersprüchlichkeit von Voyeurismus und Anstand gefangen. Denn jene scheinbar erkrankten Personen werden aus staatlich vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen rund um die Uhr überwacht und auf mögliche Symptome hin beobachtet - von der öffentlichen Zivilbevölkerung, durch eigens eingerichtete Fernsehsender. Medienkritisch und reich an Motiven wird aus der Sicht des jungen Mädchens erzählt, wie die Cases in ihrer zweifelhaften Inszenierung zu regelrechten Stars aufsteigen, mit welcher irritierenden Selbstverständlichkeit die Gesellschaft auf die Situation reagiert und vor allem wie Rosalie selbst zur beschämten Beobachterin - zur Watcherin - wird, um ihre persönliche Einsamkeit auszugleichen. Denn "isoliert" sind nicht nur die Infizierten, sondern Rosalie selbst, die ihre fehlende Familienanbindung mit der fast besessenen Verfolgung einer von ihr idealisierten Case-Familie kompensiert. Dieserart Reality zeigt sich auch in der sprachlichen Gestaltung: Szenen aus den Drehbüchern jener diskutierbaren Fernsehshow werden in Rosalies Wahrnehmungswelt montiert, die Ebenen vermischen sich zu einem spannenden Konglomerat aus tatsächlichem und beobachtetem Leben.