Meißner-Johannknecht, Doris 1947-

Jagdfieber Doris Meißner-Johannknecht - 236 S. 21 cm

Quelle: www.rezensionen.at - Esther Kochte

Annotation: Entwicklung einer weiblichen Adoleszenz, die sich, der klassischen Motivik folgend, in der verwirrenden Buntheit Berlins vollzieht. Roberta entfaltet das kreative Potential ihrer Freiheit nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in ihrer Sexualität: jenseits der gesellschaftlichen Determination der Geschlechter.

Das Präludium: Faulenzen am Meer unter Portugals Sonne. Da trifft Roberta Antonio. Nach dem verrenken sich die Frauen ihre schokobraunen Hälse. Roberta findet ihn nett. Auch attraktiv. Aber der Atem stockt ihr erst, als sie seiner schönen Mutter, einer berühmten Konzertpianistin, begegnet!
Ja, das ist sie wieder, die Doris, vom ersten Satz an unverkennbar: sprachlich knapp und knallig, die Figuren vom anderen Ufer und die Heldin wieder mal von einer wesentlich älteren Frau in Erregung gestürzt. Oder ins Jagdfieber, welches die frisch gebackene und nun orientierungslose Abiturientin Roberta Lex, zurück in der Kleinstadt, angesichts eines Zeitungsfotos von o. g. Dame befällt - von Januar bis Januar. Ein Monat, ein Kapitel, jeweils mit einem Persönlichkeitshoroskop als Motto spielerisch eingeleitet - so strukturiert die Autorin Robertas episodenreiche Ich-Erzählung, eine bunte Odyssee, die diese, unter der liebesbesessenen Eroberungs-Flagge durch Berlin führt und natürlich - genrebedingt - nach und nach zu sich selbst.
So klassisch das Motiv der ach so verwirrenden Großstadt als Schauplatz des Adoleszenzromans ist, so unklassisch sind hier die Charaktere und Figurenkonstellationen. Im großzügigen Künstlermilieu rund um Antonio, bei dem sie wohnt, mit dem sie schläft, entfaltet Roberta das kreative Potential ihrer frisch erkannten Freiheit nicht nur auf der Leinwand mit Pinsel und Farbe, sondern vor allem eben in ihrer Sexualität, jenseits der gesellschaftlichen Determination der Geschlechter: "Mann oder Frau? Keine Ahnung. Spielt irgendwie keine Rolle. Wirklich nicht." Mit dieser Erkenntnis kommt sie nach ihrer fiebrigen Suche am Ende mit sich selbst zur Ruhe, wieder im Januar, mit Blick auf die großen Ereignisse, die ihr das Horoskop fürs Kommende ankündigt, und für deren Realisierung sie einzutreten gelernt hat. Astrologie als Kraftpille.
Jeder Mensch ein Mosaik, beliebig kombinierbar, farbig, vielfältig - das ist es, was Meißner-Johannknechts Figuren immer ausstrahlen. So spielt Jagdfieber mit drei verschiedenen Märchen-Epilogen: die Königin nimmt sie zur Braut (Finale 1), der Jüngling nimmt sie zur Braut (Finale 2), Königin und Jüngling nehmen sie beide zur Braut (Finale 3), natürlich jeweils bis in den Tod. Anything goes!
Lesetipp

9783800026005 Pp. : DM 25.80, sfr 24.00, S 188.00 3800026007 Pp. : DM 25.80, sfr 24.00, S 188.00

99,A42,0100 dnb

955975875 DE-101


Jugendbuch
Berlin
Freiheit


Berlin


Jugendbuch
Jugendbuch
Jugendbuch