Der Himmel über Jerusalem
Gabriella Ambrosio. Aus dem Ital. von Annette Kopetzki
- 119 S. 21 cm
Quelle: www.rezensionen.at -
"Geh in den Supermarkt und drück den Knopf!" Ein Roman, der die Stunden vor dieser Tat zeigt und wie in einem Mosaik beteiligte und betroffene Personen eines Selbstmordattentats in Jerusalem arrangiert: Im Mittelpunkt die Palästinenserin Dima, die unter Repressionen aufwächst und zur Täterin wird; sowie die Jüdin Myriam, die zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Kapitel, die auf jeweils eine Figur fokussieren und Gegenwärtiges und Rückblenden komplex verschachteln, umkreisen das tragische Schlüsselereignis. Stunde um Stunde werden Hintergründe offenbart, bis die Struktur des Textes die ProtagonistInnen zueinander geführt hat und sich der Himmel über Jerusalem verdunkelt. *STUBE*
"Geh in den Supermarkt und drück den Knopf." Bis die Tat passiert, die dieser Anweisung folgt, zeigt der Roman jedoch die Stunden davor. Wie in einem Mosaik werden beteiligte und betroffene Personen dieses Selbstmordattentats beleuchtet: Die Palästinenserin Dima, die unter Repressionen aufwächst und zur Täterin wird. Die Jüdin Myriam, die schon ein Trauma zu verarbeiten hat und nun zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Der Wachmann Abraham oder die al-Arabiya Journalistin Leila. Mit einer Vielzahl kleiner Kapitel, die auf jeweils eine Figur dieses Dramas fokussieren und Gegenwärtiges, Rückblenden und Erinnerungen geschickt verschachteln, umkreist Gabriella Ambrosio das tragische Schlüsselereignis. Stück für Stück werden so individuelle Motivationen und Hintergründe offenbart – die Struktur des Textes folgt dabei den einzelnen Stunden vor der Tat und führt die zentralen ProtagonistInnen einander immer näher, bis sie schließlich um 14:00 im Einkaufszentrum aufeinander treffen, und sich der Himmel über Jerusalem verdunkelt … Trotz oder gerade aufgrund seines ganz eigenen Protokollcharakters ist der Roman literarisch höchst herausfordernd. In der Jugendliteratur wurde der Nahostkonflikt selten so komplex dargestellt. Auf www.lehrer.fischerverlage.de hat der Verlag Materialien für einen möglichen Unterrichtseinsatz zur Verfügung gestellt. Viele Fragen und Diskussionsansätze, die der Text aufwirft, werden hier nutzbringend gebündelt. *STUBE*gegenwärtig
Der Februar markiert buchtechnisch gesehen ja irgendwie eine Zäsur: Soll man die Highlights aus dem Herbstprogramm nachlesen? Oder schon die ersten Fahnen und Leseexemplare der neuen Produktion sichten? Man kann den Februar aber auch einfach nutzen, um mal was ganz anders zu machen als zu lesen: Eine Band gründen. Strickgraffiti machen. Ohrringe aus Computerteilen bauen. Einen Platten flicken. Rassismus bekämpfen. Unterstützung für all diese und weitere rund 50 Projekte bietet ein ganz besonderes Buch aus dem letzten Jahr: "Mach´s selbst" vereint vielfältige Anregungen zum DIY (Do it yourself) und trifft dabei den Zeitgeist. Egal, ob man es dem "neuem Biedermeier" oder "Cocooning" zuordnen mag – Selbermachen boomt und ist wohl als Reaktion auf die Unüberschaubarkeit unserer Welt verstehbar. "Gerade in weltumspannenden Krisenzeiten besinnt man sich schließlich aufs Vertraute: […] Es geht schlicht darum, Übersichtlichkeit wiederherzustellen […] die Dinge, mit denen wir uns umgeben, zu entmystifizieren. Mit anderen Worten: sie selber zu machen", so Philosoph Matthew Crawford. Der vorliegende Ratgeber schwimmt auf dieser Welle mit, beschränkt sich aber nicht nur auf die persönlich heilsame Wirkung von Basteln, Nähen, Gärtnern oder Backen, sondern versteht – ganz im Gegenteil – DIY auch gesellschaftspolitisch. Selbermachen erfordert und erzeugt Engagement. Engagement wiederum braucht es für notwendige Veränderungen in dieser Welt. Sonja Eisman, Chris Köver und Daniela Burger – HerausgeberInnen des coolen Missy Magazine, einer feministischen Zeitschrift über Popkultur – verstehen es, mit diesem Buch zu motivieren: Wie kann man mit eigener Musik politisch aktiv werden und auch gleich selbst die PR dafür checken? Wie erstellt man einen Blog und warum sollte man dabei auf diskrimierende Sprache verzichten? Was testet der Bechdel-Test und was ist eigentlich ein Poetry-Slam? Alle Anleitungen sind verschiedenen Kapitel (etwa "Reagieren + Analysieren", "Crafting" oder "Musik machen") zugeordnet und auf jeweils 3 bis 4 Seiten übersichtlich und ansprechend dargestellt. Das Besondere der Texte ist der durchgehend kluge Ton, der Jugendliche anspricht, ohne Dinge zu simplifizieren. Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sind als Themen dabei immer spürbar, aber nie anbiedernd. Biografien von und Interviews mit den Beiträgerinnen aus den verschiedensten Szenen ergänzen das gelungene Konzept, das ein Lehrstück über moderne Freizeitgestaltung einerseits, über moderne Frauenbewegung andererseits darstellt. Dementsprechend ist auch der Titelzusatz "für Mädchen" lesbar: "In diesem Buch verwenden wir, anders als das sonst üblich ist, durchgehend die weibliche Anrede. Das heißt aber natürlich nicht, dass sich Jungs und Männer nicht ebenso davon angesprochen fühlen sollen – do it yourself ist für alle." Für alle, die nicht auf jemand anderen warten und die Stereoanlage gleich selber verkabeln wollen. "Selbermachen macht unabhängig!" Packen wir´s an. Kröte des Monats *STUBE* Christina Ulm