Ausländer Paul Dowswell. Übers. aus dem Engl. von Katharina Förs und Bernhard Jendricke, Kollektiv Druck-Reif

Quelle: www.rezensionen.at - Marie-Thérèse Schins

Polen, im Jahr 1941. 14 Jahre alt ist Piotr, als seine Eltern bei einem schweren Autounfall ums Leben kommen. Nach einer kurzen Zeit des Alleinseins am elterlichen Bauernhof wird er in ein von Deutschen streng geführtes Heim eingewiesen. Ein Arzt untersucht ihn nach arischer Reinheit und erklärt den Jungen zum Prachtexemplar nordischer Jugend. Sein polnischer Name ist ab dann Peter und er wird der reinrassigen Familie Kaltenbach in Berlin zugesprochen, die sich schon lange einen Jungen wünscht. Geblendet vom Wohlstand der großbürgerlichen Professorenfamilie mit drei Töchtern gibt sich Peter ganz den raffinierten, verführerischen Spielregeln und Vorschriften der Nazis hin. Als gebürtiger Pole, mit deutschen Eltern, erlebt Peter dennoch ständig herablassende, rassistische Schikanen und bleibt für die Menschen im deutschen Reich unterm Hakenkreuz nur ein Volksdeutscher, "ein Ausländer". Bis er Anna kennenlernt, die mit ihrer Familie im Untergrund tätig ist. Sie öffnet ihm schließlich die Augen vor dem schleichenden, menschenvernichtenden, brutalen Wahnsinn, auch innerhalb seiner Gastfamilie, in dem der Vater in der Forschung für eine lupenreine, saubere Rasse tätig ist. Unter größter Lebensgefahr gelingt es Peter zusammen mit Anna und ihrer Mutter 1943 nach Schweden zu fliehen.
351 Seiten geballte Spannung, hervorragend recherchiertes und zitiertes Hintergrundmaterial, aus all dem entstand ein fiktiver, historischer Roman, den man gar nicht aus der Hand legen mag. Gerade Jugendliche, die nicht genug über die tiefschwarze Periode im Dritten Reich wissen, haben durch diesen politisch-historischen Thriller die Möglichkeit nebenbei Fundiertes und Realistisches zu erfahren. Großartig!