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Blut will fließen Roman James Ellroy. Aus dem Amerikan. von Stephen Tree

By: Contributor(s): Material type: TextTextLanguage: German Original language: English Publisher: Berlin Ullstein 2010Description: 782 S. 22 cmContent type:
  • Text
Media type:
  • ohne Hilfsmittel zu benutzen
Carrier type:
  • Band
ISBN:
  • 9783550086779
Contained works:
  • Ellroy, James 1948- Blood's a rover dt
Subject(s): Genre/Form: DDC classification:
  • 810 B 22sdnb
Online resources: Review: Quelle: www.rezensionen.at - Manchmal muss man nur diesen Ansaugstutzen beschreiben, der ganze Lesergenerationen in das Buch hinein saugt, um das Werk zu beschreiben. James Ellroy schreibt über komplette Generationen und saugt folglich auch diese in das Innere seiner Bücher hinein. "PLÖTZLICH: Der Milchwagen schnitt eine scharfe Rechtskurve und streifte den Bordstein. Der Fahrer verlor die Kontrolle. Er stand panisch auf der Bremse. Die Hinterachse brach aus. Der Milchwagen stellte sich quer, und ein gepanzerter Wells-Fargo-Geldtransporter fuhr frontal auf ihn auf." (11) Was hier so plötzlich einsetzt und ausbricht wie ein Milchwagen, ist natürlich auch ein Stück Erzählkultur, Blut will fließen setzt abrupt ein und schleudert etwa durch die Jahre 1968 bis 1972. Bei James Ellroy sind die Bücher offensichtlich in Zyklen zusammengefasst, nach den Krimis um den übersteigerten Marlowe-Nachfolger Lloyd Hopkins und den L.A.-Geschichten, wo so gut wie jeder korrupt und bestochen ist, geht es in der Untergrund-Amerika-Serie um diese völlig von Eigenschaften entschälten Menschen, die unter dem Deckmantel des amerikanischen Traums so alles anstellen, was sie dann in das Vietnam-Desaster führt. James Ellroy erzählt ohne Kommentar, ohne Eigenschaftswörter, ohne Gefühl. Was hier geschieht, ist das Zusammenprallen von Molekülen, die sich an keine Spielregeln halten. Gerade weil die Sätze so knapp und schmal wie Laserstrahlen sind, lässt sich auf ihnen alles installieren, Verlogenheit, Intrige, Korruption, und das alles in unauffällige Sprachbonbons gepackt. Aber diese Sätze arbeiten untereinander, gehen auch nur quer ins Leserhirn und drehen jede Lesererfahrung um wie ein kluger Kropf. Ein Ellroy-Roman muss man wissen, stößt erst nach Tagen so richtig auf, wenn die übliche Schleimhülle der Lektüre aufgefressen ist. In Blut will fließen geht es völlig schizophren undercover zu, aber auf der offiziellen Fläche wird so die Geschichte erzählt wie wir sie als Ermordung Martin Luther Kings, diversen Massakern und einem dauerschwulen FBI-Präsidenten kennen. Aber darunter kommen die Würmer zum Vorschein, die am Hirn nagen, wenn wir sie nicht richtig zähmen. Zwischen glorioser Oberflächengeschichtsschreibung und dem Hirnkram von Perversen verläuft oft nur diese kleine Ader, in der das Blut fließen muss. Genial, absurd, das ideale Gegenbild zu den Film-Mythen, die aus diesem bloody Land so lange gekommen sind. Helmuth Schönauer
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Bücher Bücher Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB Belletristik DR.D ELL (Browse shelf(Opens below)) Available 10065983

Quelle: www.rezensionen.at -

Manchmal muss man nur diesen Ansaugstutzen beschreiben, der ganze Lesergenerationen in das Buch hinein saugt, um das Werk zu beschreiben. James Ellroy schreibt über komplette Generationen und saugt folglich auch diese in das Innere seiner Bücher hinein.
"PLÖTZLICH: Der Milchwagen schnitt eine scharfe Rechtskurve und streifte den Bordstein. Der Fahrer verlor die Kontrolle. Er stand panisch auf der Bremse. Die Hinterachse brach aus. Der Milchwagen stellte sich quer, und ein gepanzerter Wells-Fargo-Geldtransporter fuhr frontal auf ihn auf." (11)
Was hier so plötzlich einsetzt und ausbricht wie ein Milchwagen, ist natürlich auch ein Stück Erzählkultur, Blut will fließen setzt abrupt ein und schleudert etwa durch die Jahre 1968 bis 1972.
Bei James Ellroy sind die Bücher offensichtlich in Zyklen zusammengefasst, nach den Krimis um den übersteigerten Marlowe-Nachfolger Lloyd Hopkins und den L.A.-Geschichten, wo so gut wie jeder korrupt und bestochen ist, geht es in der Untergrund-Amerika-Serie um diese völlig von Eigenschaften entschälten Menschen, die unter dem Deckmantel des amerikanischen Traums so alles anstellen, was sie dann in das Vietnam-Desaster führt.
James Ellroy erzählt ohne Kommentar, ohne Eigenschaftswörter, ohne Gefühl. Was hier geschieht, ist das Zusammenprallen von Molekülen, die sich an keine Spielregeln halten.
Gerade weil die Sätze so knapp und schmal wie Laserstrahlen sind, lässt sich auf ihnen alles installieren, Verlogenheit, Intrige, Korruption, und das alles in unauffällige Sprachbonbons gepackt.
Aber diese Sätze arbeiten untereinander, gehen auch nur quer ins Leserhirn und drehen jede Lesererfahrung um wie ein kluger Kropf. Ein Ellroy-Roman muss man wissen, stößt erst nach Tagen so richtig auf, wenn die übliche Schleimhülle der Lektüre aufgefressen ist.
In Blut will fließen geht es völlig schizophren undercover zu, aber auf der offiziellen Fläche wird so die Geschichte erzählt wie wir sie als Ermordung Martin Luther Kings, diversen Massakern und einem dauerschwulen FBI-Präsidenten kennen. Aber darunter kommen die Würmer zum Vorschein, die am Hirn nagen, wenn wir sie nicht richtig zähmen.
Zwischen glorioser Oberflächengeschichtsschreibung und dem Hirnkram von Perversen verläuft oft nur diese kleine Ader, in der das Blut fließen muss.
Genial, absurd, das ideale Gegenbild zu den Film-Mythen, die aus diesem bloody Land so lange gekommen sind.
Helmuth Schönauer

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