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˜Derœ Boxer die wahre Geschichte des Hertzko Haft Reinhard Kleist. Nach dem Buch "Eines Tages werde ich alles erzählen" von Alan Scott Haft

Contributor(s): Material type: TextTextLanguage: German Series: Graphic novelPublisher: Hamburg Carlsen 2012Edition: Orig.-AusgDescription: 193 S. überw. Ill. 25 cmContent type:
  • unbewegtes Bild
Media type:
  • ohne Hilfsmittel zu benutzen
Carrier type:
  • Band
ISBN:
  • 9783551786975
  • 3551786976
Subject(s): Genre/Form: DDC classification:
  • 796.83092 22/ger
Online resources: Review: Quelle: www.rezensionen.at - Christina Ulm Besonders die Gegenwart hat eine große Verantwortung, was den Umgang mit ZeitzeugInnen des Nationalsozialismus betrifft: Es gibt immer weniger Menschen, die von dem erzählen können, was sie erlebt haben und doch scheint der Bedarf an einer fortgeführten Aufarbeitung umso größer, wenn man so einzigartige Schicksale wie das von Herztko Haft bedenkt: Als Pole und Jude wurde er mit 16 Jahren nach Ausschwitz deportiert und dort, bezeichnet als "jüdisches Biest", als Boxer gegen andere geschwächte Häftlinge und später Profiboxer eingesetzt - "bis einer nicht mehr weiterkämpfen kann". Nach seiner Flucht von einem Todesmarsch und seiner anschließenden Profikarriere als Boxer in den USA, in der er auch gegen den berühmten Rocky angetreten ist, lebte er rund 60 Jahre im Schweigen über diese Zeit. Kurz vor seinem Tod hat er seine Geschichte seinem Sohn Alan Scott anvertraut, der sie in der Biografie "Harry Haft: Survivor of Auschwitz, Challenger of Rocky Marciano" (2006, deutsche Übersetzung unter dem Titel "Eines Tages werde ich alles erzählen. Die Überlebensgeschichte des jüdischen Boxers Hertzko Haft" 2009 im Verlag Die Werkstatt) verschriftlicht hat. Reinhard Kleists darauf basierende Graphic Novel unterliegt so also einer dreifachen Stilisierung der Person Hertzko Hafts. Durch die mündliche Tradierung, dann die literarische Fixierung und schließlich die Übersetzung in eine Graphic Novel werden die Motive von Hertzkos Leben verdichtet. "Du gehörst zu der Sorte, die immer wieder aufsteht", sagt ein SS-Mann einmal zu Hertzko; er selbst formuliert zu Beginn seines neuen Lebens ähnlich: "Ich bin immer noch da." Graphisch sehr eindringlich gestaltet gerät der Boxsport so zur Metapher für das Überleben unter unlebbaren Bedingungen. Reinhard Kleist scheut nicht vor der Radikalität der ins unermessliche Leid gesteigerten Situation im KZ zurück - sein Augenmerk in der Darstellung liegt allerdings auf der emotionalen Entwicklung des Boxers, die er mit markantem schwarzen Strich an seiner Mimik ablesbar macht: seine Stärke, sein Schmerz, seine Wut, vor allem aber der unabdingbare Überlebenswille, der auch aus der latenten und lebenslangen Suche nach seiner Jugendliebe erwächst. Die erzählerische Klammer um Hertzkos chronologisch dargebrachte Lebensgeschichte - die auch im späteren Verlauf immer wieder von visuellen Déjà-vus an die Zeit im KZ gebrochen wird - bildet die Perspektive seines Sohnes Alan, dem er später alles erzählen wird und der mit der gewachsenen Härte seines Vaters oft hadern muss. Alans Identifikationsangebot und seine Reflexion sind es auch, die den Comic in den Kontext der Jugendliteratur stellen - in diesem Jahr wurde "Der Boxer" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. In der Kategorie Sachbuch, was wohl auch dem dokumentarischen Anhang geschuldet ist, der weitere Einblicke in das Leben von Herzko Haft bietet, vor allem aber von der "pervertierten Form von Sport" in Konzentrationslagern erzählt und so wertvolle Aufklärungsarbeit über ein wenig bekanntes Thema leistet. Herzko Hafts Lebensgeschichte ist einzigartig und steht doch in Teilen exemplarisch für vergleichbare Biografien.
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Bücher Bücher Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB Belletristik KB.CC KLE (Browse shelf(Opens below)) Available 10139158

Quelle: www.rezensionen.at - Christina Ulm

Besonders die Gegenwart hat eine große Verantwortung, was den Umgang mit ZeitzeugInnen des Nationalsozialismus betrifft: Es gibt immer weniger Menschen, die von dem erzählen können, was sie erlebt haben und doch scheint der Bedarf an einer fortgeführten Aufarbeitung umso größer, wenn man so einzigartige Schicksale wie das von Herztko Haft bedenkt: Als Pole und Jude wurde er mit 16 Jahren nach Ausschwitz deportiert und dort, bezeichnet als "jüdisches Biest", als Boxer gegen andere geschwächte Häftlinge und später Profiboxer eingesetzt - "bis einer nicht mehr weiterkämpfen kann". Nach seiner Flucht von einem Todesmarsch und seiner anschließenden Profikarriere als Boxer in den USA, in der er auch gegen den berühmten Rocky angetreten ist, lebte er rund 60 Jahre im Schweigen über diese Zeit. Kurz vor seinem Tod hat er seine Geschichte seinem Sohn Alan Scott anvertraut, der sie in der Biografie "Harry Haft: Survivor of Auschwitz, Challenger of Rocky Marciano" (2006, deutsche Übersetzung unter dem Titel "Eines Tages werde ich alles erzählen. Die Überlebensgeschichte des jüdischen Boxers Hertzko Haft" 2009 im Verlag Die Werkstatt) verschriftlicht hat.
Reinhard Kleists darauf basierende Graphic Novel unterliegt so also einer dreifachen Stilisierung der Person Hertzko Hafts. Durch die mündliche Tradierung, dann die literarische Fixierung und schließlich die Übersetzung in eine Graphic Novel werden die Motive von Hertzkos Leben verdichtet. "Du gehörst zu der Sorte, die immer wieder aufsteht", sagt ein SS-Mann einmal zu Hertzko; er selbst formuliert zu Beginn seines neuen Lebens ähnlich: "Ich bin immer noch da." Graphisch sehr eindringlich gestaltet gerät der Boxsport so zur Metapher für das Überleben unter unlebbaren Bedingungen.
Reinhard Kleist scheut nicht vor der Radikalität der ins unermessliche Leid gesteigerten Situation im KZ zurück - sein Augenmerk in der Darstellung liegt allerdings auf der emotionalen Entwicklung des Boxers, die er mit markantem schwarzen Strich an seiner Mimik ablesbar macht: seine Stärke, sein Schmerz, seine Wut, vor allem aber der unabdingbare Überlebenswille, der auch aus der latenten und lebenslangen Suche nach seiner Jugendliebe erwächst.
Die erzählerische Klammer um Hertzkos chronologisch dargebrachte Lebensgeschichte - die auch im späteren Verlauf immer wieder von visuellen Déjà-vus an die Zeit im KZ gebrochen wird - bildet die Perspektive seines Sohnes Alan, dem er später alles erzählen wird und der mit der gewachsenen Härte seines Vaters oft hadern muss. Alans Identifikationsangebot und seine Reflexion sind es auch, die den Comic in den Kontext der Jugendliteratur stellen - in diesem Jahr wurde "Der Boxer" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. In der Kategorie Sachbuch, was wohl auch dem dokumentarischen Anhang geschuldet ist, der weitere Einblicke in das Leben von Herzko Haft bietet, vor allem aber von der "pervertierten Form von Sport" in Konzentrationslagern erzählt und so wertvolle Aufklärungsarbeit über ein wenig bekanntes Thema leistet. Herzko Hafts Lebensgeschichte ist einzigartig und steht doch in Teilen exemplarisch für vergleichbare Biografien.

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