Felix Salten - der unbekannte Bekannte Ernst Seibert und Susanne Blumesberger (Hrsg.)

Literaturangaben

Quelle: www.rezensionen.at - Jutta Kleedorfer

Multiperspektivische Bestandsaufnahme des kinderliterarischen Werks von Felix Salten. (PL)

Schon der Untertitel "Der unbekannte Bekannte" weist darauf hin, dass Felix Salten, ein prominenter Wiener Literat und Kulturkritiker, vielfach in Vergessenheit geraten und eine wissenschaftliche Rezeption nur ansatzweise vorhanden ist. Dennoch tappt man auf seiner Spurensuche in eine zweifache Falle: Er ist der Schöpfer der weltberühmten Tiergeschichte "Bambi" ebenso wie der namentlich nicht gezeichneten Skandalgeschichte der "Josefine Mutzenbacher". Dieses Spannungsfeld zwischen Saltens kinderliterarischem Schaffen und seinen allgemeinen literarischen und journalistischen Werken ist in vorliegendem Band die Folie, vor derem Hintergrund eingehend seine biografischen Lebenslinien nachgezeichnet werden, um der Bedeutung Saltens gerecht zu werden.
Die insgesamt zwölf Beiträge dieses Sammelbandes gehen zum überwiegenden Teil auf ein 2005 abgehaltenes Symposium zum 60. Todesjahr des Autors zurück.
Im ersten Abschnitt werden die vielfältigen Beziehungen Saltens und seine abenteuerlichen Lebensstationen vorgestellt, er selbst wird als "poetischer Zionist" charakterisiert. Im zweiten Abschnitt findet man eine eingehende Auseinandersetzung mit Saltens Kindheitsbild und mit den parallelen zeitgenössischen Kindheitsauffassungen. Die einzelnen Beiträge zu seinen allgemein-literarischen Werken sind im Hinblick auf die Fülle der Publikationen selektiv und exemplarisch, wobei eine besondere Bedeutung seinem Züricher Aufenthalt zukommt, während dessen das Schreiben von Tiergeschichten für den im Exil lebenden Salten zu einer Frage des Überlebens geworden ist. Bei den kinderliterarischen Werkbesprechungen steht natürlich "Bambi" als der weltweit in der Disney-Verfilmung bekannt gewordene Kinderklassiker neben anderen Kinderbüchern im Mittelpunkt der Betrachtung.
Die Qualität dieses Bandes liegt in der wissenschaftlichen Akribie, mit der ein fast in Vergessenheit geratener österreichischer Schriftsteller gewürdigt wird und dessen umfangreiches Wirken als Theater- und Filmkritiker der "Neuen Freien Presse" wie als Drehbuchautor, Kabarett-Unternehmer, Operetten-Librettist, Reiseschriftsteller, Kinderbuchautor, Kunstkritiker und Übersetzer als ein Stück altösterreichischen Kulturschaffens präsentiert wird, das vielfach verloren gegangen ist.