Der wilde Kontinent Europa in den Jahren der Anarchie 1943 - 1950 Keith Lowe. Aus dem Engl. übers. von Stephan Gebauer und Thorsten Schmidt
Material type: TextLanguage: German Original language: English Publisher: Stuttgart Klett-Cotta 2014Edition: 3. AuflDescription: 526 S. Ill., Kt. 24 cmContent type:- Text
- ohne Hilfsmittel zu benutzen
- Band
- 9783608948585
- 3608948589
- Lowe, Keith 1970- Savage continent dt
- 940.554 22/ger
Item type | Current library | Collection | Call number | Status | Date due | Barcode | |
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Bücher | Schulbibliothek BSZ Mistelbach ZSB | Sachliteratur | GE.E LOW (Browse shelf(Opens below)) | Available | 10125762 |
Literaturangaben
Quelle: www.rezensionen.at - Frieder Rabus
Ein umfassender und genauer Blick auf die Nachkriegszeit in Europa. (GE)
Der Zweite Weltkrieg hatte, so wie jeder andere Krieg auch, eine komplizierte Vor- und Nachgeschichte. Ungeklärte Probleme zwischen Staaten und Völkern, etwa der Versailler Vertrag, schufen Ressentiments, was aber nicht zwangsläufig zum Ausbruch des Krieges führen musste. Man kann in schwierigen Situationen den Frieden wollen oder den Krieg. Hitler wollte den Krieg. Keith Lowe, herausragender britischer Historiker, befasst sich nur wo nötig mit Ablauf und Schlachten dieses furchtbaren Weltkrieges, denn dazu gibt es längst Regale füllende Fachliteratur. Was bisher eher zu kurz kam, ist die Erforschung der Nachkriegszeit. Man kann diese Zeit als Ära der Nachbeben betrachten, welche schon während des eigentlichen Krieges mit ethnischen Säuberungen unter dem Schild der deutschen Besatzung begann. Auch wurde in vielen Ländern aus Rache mit Bürgern, die den Nazis zu willfährig waren und die deshalb als Verräter galten, abgerechnet. Ukrainer wurden von den Polen vertrieben und Polen von den Ukrainern, alles alte Rechnungen aus vermeintlich längst vergessenen Zeiten. Russland überzog nach Hitlers Niederlage die osteuropäischen Länder mit Diktatur und Zwangskommunismus. Deutsche vertrieben Polen und Polen Deutsche.
Keith Lowe ist sehr genau und objektiv und lässt kein Thema aus. Er schreibt über materielle und moralische Zerstörung, Vertreibung, Hunger, Rache, Kriegsgefangene, brutale Vergewaltigungen, ethnische Säuberungen, Judenverfolgung, Bürgerkrieg in Griechenland und Jugoslawien, den jahrelangen Widerstand der Balten gegen die russische Besetzung und schließlich über den Beginn des Kalten Krieges. Nach der Lektüre wundert man sich, dass es besonnenen Nachkriegs-Politikern gelungen ist, bis heute größtenteils Frieden in Europa zu halten. Zum Lesen benötigt man starke Nerven, aber man kommt von dem Buch einfach nicht los. Keith Lowe rechnet die Schuld der einzelnen Völker nicht gegeneinander auf, es geht ihm ausschließlich um Objektivität und um Klärung der Fakten. Schuld ist überall und entsteht immer wieder neu, da wo es Menschen gibt, bei allen Völkern. Unglaublich fesselnd und lehrreich.
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