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250 _aOriginalausgabe
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520 1 _aQuelle: www.rezensionen.at - In der Literatur tritt das Unwahrscheinliche völlig selbstverständlich auf. Eine Frau kracht mit dem Auto gegen einen Baum und ist tot, sie wird von einem Jungen gefunden, der nicht weiß, dass er gerade die leibliche Mutter birgt. Judith Taschler erzählt in ihrem Roman David von einer Art literarischer Familienaufstellung. Jede Figur hat darin eine wohl-komponierte Aufgabe, und wenn eine fehlt, wird der Roman sofort unruhig und unrund. Schon beim Eintritt in das Buch stößt der Leser auf der Umschlaginnenseite auf einen seltsamen Stammbaum. Er ist wie üblich über mindestens drei Generationen angelegt, aber nur die Felder der Heldinnen sind ausgeschrieben, die Felder der Zugeheirateten bleiben leer. Erste Lehre aus dem Roman: Wir lesen Stammbäume immer pragmatisch, was wir nicht brauchen können, lassen wir weg. Die zweite Lehre könnte lauten: Wir lesen Stammbäume immer als zeitloses Konglomerat. Wie in einem Album sitzt der Großvater in der Gegenwart am Tisch, wenn wir über die Familie in der Enkelzeit nachdenken. Und die dritte Lehre lautet: Alles ist zufällig. Das Leben kommt immer anders, als man es sich erträumt. (78) Im Roman spielt sich alles als dramatisches Ringelspiel um einen Baum ab. Es handelt sich um einen sogenannten David-Ahorn, den der Großvater nach Kriegsende aus Frankreich mitgebracht hat, um das Sprichwort vom Zeugen, Säen, Bauen mit Fleisch zu versehen. An diesem Baum zerschellt Jahrzehnte später eine Frau, die einen Sohn adoptiert hat, der sie dann auch findet. Jan hat zu seinem 18. Geburtstag einen Brief vom Amt bekommen, worin ihm die leibliche Mutter schreibt, dass er in Wirklichkeit David heißt. Für Jan bedeutet das, dass er alles noch einmal neu finden und definieren muss. Rund um die logische Zufälligkeit und Unwahrscheinlichkeit spielt sich eine Familiengeschichte ab, die vom großen Thema Adoption zusammengeklebt ist. Kann man den Stammbaum, die Familiengeschichte und die Identität verändern, wenn man mit Adoption, künstlicher Befruchtung, Seitensprung und Namenswechsel in die Geschichte eingreift? Man kann nicht nur, man muss, heißt vielleicht die Antwort. Denn alles, was wir logisch als magisches Dreieck Vater-Mutter-Kind als Leitgestalt ins Firmament setzen, ist in Wirklichkeit eine Illusion, die wir benützten, um besser über die Verstrickung in die Verhältnisse reden zu können. Judith Taschler fügt die Helden mit Geduld zu einem plastischen Gebilde zusammen, das viele Risse und Klebestellen aufweist, das sich aber voller Zuversicht vor dem Leser aufbaut nach dem Motto: Geht doch! David ist ein kluges Familienepos voller Intellektualität und Raffinesse, das den aktuellen Familienverhältnissen viel näherkommt, als es die meisten wahrhaben wollen. Helmuth Schönauer
650 _aHerkunft
650 _aAdoption
650 _aFamilienbeziehung
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653 _aAutounfall
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_aErzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945
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