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520 | 1 | _aQuelle: www.rezensionen.at - Gertie Wagerer Katharina wird als 16-jährige Schülerin ungewollt schwanger - natürlich gleich beim ersten Mal. Ihre innere Entwicklung ist glaubwürdig geschildert: von der ersten Ahnung über die schreckliche Gewißheit und den Wunsch, abzutreiben, bis hin zu ihrer Entscheidung für das Baby, als sie kurz vor dem Eingriff im Wartezimmer Skrupel ereilen. Details und gedankliche Assoziationsketten in Korrespondenz zur Beschreibung eines Raums vermitteln eine authentische Atmosphäre. Durch eine multiperspektivische Schreibweise ermöglicht die Autorin Einfühlung in die verschiedenen Figuren. Stilistisch ist dem Buch nicht viel entgegenzusetzen. Unterhaltsam und spannend. Inhaltlich ist die Geschichte dagegen um so problematischer. Günzel-Horatz glorifiziert zwar keineswegs Katharinas Entscheidung für das Baby. Schwierigkeiten und aversive Gefühle zeigt sie durchaus auf, wenn auch vereinfacht. Denn nicht jede minderjährige Mutter wird in der Realität auf so viel Coolness und Verständnis der Eltern hoffen können wie diese Heldin, ebenso wenig auf ein solches finanzielles Polster für ausgiebige Nachhilfestunden. Die Reaktion der SchulkameradInnen und LehrerInnen klammert die Autorin gleich ganz aus. Am Ende passiert jedoch das, was in einer Geschichte für träumerische Teenager zu befürchten ist: Der Nachhilfelehrer, selbst noch ein Schüler, verliebt sich in Katharina - so weit so gut - und nimmt sie selbstverständlich, ganz die Reife, ganz die Uneigennützigkeit, auch mit dem Baby. Ende gut, alles gut. Die Heldin ist "moralisch einwandfrei" geblieben und geht als Goldmarie, gereift und gestärkt, aus den Turbulenzen hervor. So gereift, daß sie am Ende wie ein sozialpädagogischer Ratgeber zur Selbsthilfe redet, als die Familie über das Rettungsprogramm für ihre gefallene Schwester diskutiert. Die nämlich hatte in zarten Mädchentagen genau das gleiche Schicksal ereilt: ungewollt schwanger. Sowas liegt in der Familie. Sie hatte die Abtreibung allerdings durchgezogen - und konnte sie nicht verarbeiten. Gescheiterte Beziehungen, kein Märchenprinz in Sicht, statt dessen alkoholkrank. Ganz die Pechmarie. Das kommt davon! Die Autorin verzichtet allerdings darauf, derartige Urteile zu explizieren. So viel Durchsichtigkeit wäre ungeschickt. Mit literarischer Finesse sind pubertierende LeserInnen natürlich viel leichter zu verunsichern! Was immer Renate Güntzel-Horatz mit ihrem Buch bezweckt - eine Hilfe für ungewollt schwangere Teenager ist es wohl kaum. Die katholische Kirche wird dagegen ihre Freude daran haben und eifrig ihre Leihbibliotheken damit bestücken. Die optimale Lektüreempfehlung im Rahmen der Zwangsberatung gegen einen Schwangerschaftsabbruch! *ag* Esther Kochte Katharina ist 16 und schwanger. Philipp, der ebenfalls zu junge Vater, rät ihr zu einer Abteibung. So auch ihre Schwester Rachel. Diese vermittelt ihr einen Termin bei einer Beraterin und bei einem Arzt. Doch Katharina entscheidet sich für das Kind. Rachel, die selbst einmal abgetrieben hatte, wird so an ihre noch nicht bewältigte Vergangenheit erinnert und versucht die Erinnerung in Alkohol zu ertränken. Die Auseinandersetzung mit der Problematik der ungewollten Schwangerschaft und den daraus resultierenden Konflikten in Schule, Familie und Partnerschaft werden angerissen, nur die Krise rund um eine vollzogene Abtreibung und die "Langzeitfolgen" für die Betroffene werden aber ausführlich und dramatisch thematisiert. Dagegen verblassen die anderen Konfliktfelder. Letztlich bleibt auch Katharinas Entscheidung nur schwer nachvollziehbar, da sie in den darauf folgenden Gesprächen kaum die für sie maßgeblichen Argumente erwähnt. So scheint es eher eine gefühlsgesteuerte und aus gesundem Selbstbewusstsein resultierende Entscheidung für das Ungeborene. Der Kontrast von Katharinas und Rachels Dilemma erzeugt die besondere menschliche Spannung in dieser Geschichte. Letztlich ist die Empfängnisregelung und die Bewältigung der Folgen einer ungewollten Schwangerschaft aber - so scheint´s - immer noch ausschließlich ein Problem für Mädchen und junge Frauen. | |
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